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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Nach dem Besuche im Institut und einem Frühstück bei der Familie, deren Namen es führt und welche den reichen und fashionablen in der Stadt anzugehören scheint, war ich zu Mittag bei Norries, die einmal, wie Du Dich wohl erinnerst, in Arsta bei uns waren und die mir jetzt auch freundlich ihre Wohnung anboten. Sie wollten mich auch auf den Abend in die Oper führen, aber Miß Lynch hatte große Gesellschaft, der ich und die mir vorgestellt werden sollte, und so fuhr ich zu ihr nach Hause, um bis gegen Mitternacht unter einer großen Menge von Leuten den Papagei zu spielen. Diese Vorstellungen sind gar zu ermüdend, denn wohl hundertmal mußte ich dieselben Fragen beantworten, die größtentheils bedeutungslos und trivial sind, wie man sie etwa an einen Papagei stellen kann, über dessen Antwort man zum Voraus gewiß ist. Z. B. Haben Sie eine gute Reise gehabt von England her? — Wie gefällt es Ihnen in New-York? — Wie gefällt es Ihnen in Amerika? — Wie lange sind Sie schon hier? — Wie lange gedenken Sie zu bleiben? — Wohin reisen Sie von hier aus? u. s. w. Allerdings kam mir auch viele wirkliche Herzlichkeit und Seelengüte entgegen, und ich kann mich über das Gefühl, das Viele leitet, nicht täuschen; — aber der Menschen sind gar zu Viele. Es ist ein wahrer Wirbel von Präsentationen und Gesprächs-Brocken, die zu nichts anderem dienen, als die Seele leer und den Körper müde zu machen. Ein gutes ernstes Gespräch mit einem ernsten Menschen wäre eine Erfrischung. Aber kaum konnte ein solches begonnen werden, so mußte ich den Kopf wenden und wieder antworten auf: Hatten Sie eine gute Fahrt, oder — wie finden Sie New-York? oder — wie gefällt Ihnen Amerika?

„Solche Feste sind unser Ruin.“ Und dazwischenhinein werde ich von Besuchen, Briefen und Billeten, Einladungen und Autographen in Anspruch genommen, so

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/117&oldid=- (Version vom 6.7.2019)