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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Gefühls sind trotz all ihrer Mängel reinere Ausdrücke der Wahrheit, die meine Freunde von mir wünschen, und die ich selbst auszusprechen wünsche, als irgend Etwas, was ich mit ruhiger Besinnung und kalter Hand schreiben könnte. Und ich beschloß, die Briefe so herauszugeben, wie der Eindruck des Augenblicks sie eingegeben hatte. Beim Abschreiben habe ich blos einige Ausmerzungen und einige Zusätze vorgenommen. Die Zusätze betreffen hauptsächlich historische und statistische Thatsachen, die ich in meinen Briefen oder in meinen Aufzeichnungen flüchtig berührt finde und jetzt weiter ausführte. Die Auslassungen betreffen eigene oder fremde Angelegenheiten, von denen ich dachte, sie seien allzu privatlicher oder delikater Natur, als daß sie vor das Publikum kommen dürften. Ich habe mich in meinen Mittheilungen aus dem Privatleben innerhalb der vom Edelsinn und Zartgefühl festgesetzten Grenze zu halten gesucht, nämlich aus vertraulichen Mittheilungen genannter Personen nichts anzuführen, was diese Personen nicht selbst veröffentlicht wissen möchten. Ich fühle hierin tief die Heiligkeit der Forderungen des Zartgefühls, und Nichts würde mich mehr schmerzen, als wenn ich aus Unbedachtsamkeit gegen ihre Gebote gesündigt haben sollte.

Einige meiner Freunde werden jedoch, fürchte ich, ihr Feingefühl durch ein Lob verletzt finden, das ich nicht immer zurückhalten konnte. Mögen sie mir um meiner Liebe willen verzeihen!

Mit keiner gewöhnlichen Liebe habe ich in eurem Land und an eurem Herde gelebt; auf keine gewöhnliche Art habt ihr mich allda empfangen. Wenn der Becher zuweilen übervoll wurde und überlief, so ist das weniger meine als eure Schuld. Ueberdies ertönen Thaten der Selbstsucht und des Hasses tagtäglich in unsern Ohren, nebst den Namen derjenigen, die sie verrichten. Vergönnet daher einigen andern Namen,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/12&oldid=- (Version vom 9.3.2019)