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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

glücklichen Worten und Ausdrücken, welche man nie findet, wenn man sie noch so sehr sucht, die aber gewissen Menschen ganz ungesucht zu Gebote stehen, und zu diesen gehört Anna Lynch.

Ich zeichnete mich eigentlich als Blumenmädchen aus. Ich hatte nämlich an diesem Tag eine solche Menge Blumen erhalten, daß ich jedem der Frauenzimmer in der Gesellschaft einen kleinen Strauß schenken konnte. Diese Blumenaustheilung machte mir viel Freude, denn sie verschaffte mir Gelegenheit, vielen eine kleine Freundlichkeit zu erzeigen. Und ein solches kleines Geschenk oder ein freundlicher Blick ist beinahe das Einzige, was ich für all die Freundlichkeit, die ich empfange, geben kann.

Unter den Gästen des Abends bleibt mir besonders eine anmuthsvolle Mrs. Osgood (eine der besten Dichterinnen in den nördlichen Staaten) in Erinnerung wegen ihrer schönen, sprechenden Augen, ihrer seelenvollen Art zu reden und zu sein, und weil sie mir ihren Fächer gab, damit, wie sie sagte, ihr Fan (Fächer) mich an Fanny erinnern sollte. Alle Frauenzimmer hier tragen Fächer und fächeln und manövriren gewaltig damit; aber ich hatte mir noch keinen angeschafft. Weiter erinnere ich mich besonders noch eines Mannes mit prächtigen Augen und offenem herzlichen Wesen, mit dem ich gerne noch mehr gesprochen hätte, denn es war offenbar Genie und Herz bei ihm zu finden. Er ist einer der berühmtesten Prediger der bischöflichen Kirche von New-York und heißt Hawk. Dieß war mein angenehmster Gesellschafts-Abend in New-York.

Später.

Jetzt bin ich mit Mrs. Kirkland in der Kirche gewesen und habe einige der besten Predigten gehört, die mir in meinem Leben vorgekommen sind; keine schwermüthige,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/124&oldid=- (Version vom 6.7.2019)