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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Erster Brief.
Den 23. Sept. 1849.  
Auf dem Meer.

Dies ist der zweite Ruhetag auf dem großen Ocean, meine liebe, gute Agatha! Und geht die Reise so fort, wie sie angefangen hat, so werde ich mich nicht so bald nach Land sehnen. Das herrlichste Wetter, Himmel und Meer voll von Licht und günstigem Wind, und als Wohnung auf der Fahrt in die neue Welt ein Schiff so groß und stattlich wie ein kleines Schloß, und dabei höchst bequem. Und wie ich mich meines ruhigen, ungestörten Lebens hier an Bord erfreue, nach den anstrengenden Tagen in England, wo die Seele sich wie auf einer Folterbank fühlte, während der Leib da- und dorthin fuhr, um Alles sehen und fertigbekommen zu können, was ich sehen und fertigbekommen mußte, bevor ich reisefertig wurde! Denn ich mußte Einiges von England und zumal von London sehen, ehe ich Amerika und New-York sah. Ich wollte mich von New-York nicht gar zu sehr verblüffen lassen. Ich wollte die Mutter kennen lernen, bevor ich mit der Tochter Bekanntschaft machte, um Vergleichungspunkte und eine Richtschnur für die sachgemäße Auffassung des beiderseitigen Typus zu haben. Ich wußte, daß Schweden und Stockholm in Bezug auf Bevölkerung, Sitten, Bauart u. s. w. einem andern Geschlechte angehören, als englische Länder und Städte. Aber England hatte

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/15&oldid=- (Version vom 9.3.2019)