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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Kummer schöner zu nehmen, als sie thaten. Und dann sind sie so unbeschreiblich gut gegen mich gewesen! Ich vermag nicht ohne Rührung daran zu denken und kann es in Briefen gar nicht beschreiben. Zum Schluß mußte ich mit ihnen streiten, aber vergebens, um meinen Aufenthalt in Boston bezahlen zu dürfen. Sie behaupteten, ich sei ihr Gast, und ich durfte nicht das Geringste an dem theuern und prächtigen Leben bezahlen, das ich diese Tage in Revere House geführt hatte. Und die Art, wie sie mir diese Artigkeit erwiesen, als eine Ehre und Artigkeit, die ich ihnen selbst anthue — ich habe nie so etwas gesehen.

Ich nahm es beinahe als ausgemacht an, daß Springs ihren kleinen Jungen todt antreffen würden, so heftig sollen die Zuckungen in Folge des Zahnens gewesen sein, von denen er befallen war, und Rebekka erwartete an der Thüre ihres Hauses die Worte hören zu müssen: Er ist nicht mehr hier, er ist erstanden! Aber einen Tag nach ihrer Abreise kam eine gedruckte telegraphische Depesche mit den Worten: „Liebe Freunde, freut euch mit uns, Baby ist besser; die Gefahr beinahe vorüber. Markus.“ Wie herzlich mich das freute!

Abends war ich mit Benzon und Bergfalk, sowie mit einem jungen Mr. King, einem lebhaften hübschen Mann und Freund von Springs, in einem Concert, das die Musikgesellschaft gab, und zwar war ich da auf Grund eines Billets, das mich und meine Freunde einlud, diesen Concerten den Winter über unentgeltlich anzuwohnen. Und ich hörte da Beethovens vierte Symphonie, vortrefflich ausgeführt von einem zahlreichen Orchester. Das zweite Adagio darin ergriff mich mit seltsamer Gewalt. Ach, wer hat diesen Mann gelehrt, das innerste Leben des Herzens so zu verstehen, sein Emporstreben, sein Sinken und Wiederauferstehen, seinen endlichen Kampf, seine Anstrengung und seinen Sieg! Nie hat eine Instrumentalmusik einen tiefern

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/155&oldid=- (Version vom 9.9.2019)