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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Lilie, eine der lieblichsten Frauen, die ich noch in diesem Lande gesehen habe, denn ihre Schönheit ist voll von Seele und Anmuth, und so ist Alles, was sie thut und sagt. Die zwei jungen Gatten gehören zu denjenigen Menschen, von denen man gewiß ist, daß man nicht eine Stunde, ja nicht eine halbe Stunde mit ihnen uneins sein könnte. Sie ist gleich ihm eine poetische Natur und hat auch, aber anonym, einige Gedichte geschrieben, die sich durch tiefes und feines Gefühl, das eigentlich mütterliche Gefühl, auszeichnen. Sonderbar genug bemerke ich bei ihm nicht den tiefen und ernsten Geist, der mich in mehreren seiner Poesien bezaubert hat. Er scheint mir vorzugsweise glänzend, witzig, heiter, besonders Abends, wo er das hat, was er sein Abendfieber nennt, und seine Rede ist wie ein unaufhörliches Feuerwerk. Ich finde ihn sehr angenehm und liebenswürdig. Er soll unter den jungen Männern viele Freunde haben. Von seinen Poesien haben die satyrischen und witzigen am meisten Popularität gewonnen, so z. B. seine Fabel „für Kritiker“, worin er sich auf gutmütige Weise über Schriftsteller und Schriftstellerinnen Neuenglands lustig macht (nur eine von ihnen, Miß M. Fuller,[WS 1] ist scharf mitgenommen). So haben auch seine politischen und satyrischen periodischen Schriften viel Glück gemacht.

Zu seinen Verdiensten zähle ich, daß er von seinem Weibchen ganz bezaubert ist, denn das bin ich selbst auch. Es ist eine Spur von Schönheit und Geschmack in allem, was sie mit dem Geist oder Körper berührt, und überall verschönt sie das Leben. Unter den hübschen Sachen, die sie im Hause um sich her schafft, habe ich ein kleines Bassin voll von niedlichen Steinen und Schnecken bemerkt, die sie selbst gesammelt hat; sie liegen glänzend in kristallhellem Wasser; rund umher sind Zacken von Korallen. Nur Schade, daß diese liebliche junge Frau eine schwache Brust zu

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: W. Fuller
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/159&oldid=- (Version vom 9.9.2019)