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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

wird zu voll, das Herz übervoll und — meine Augenquellen fließen über. Wie dem sein mag, ich fühle mich weniger stark als früher, und oft habe ich ein Gefühl von Fieber. Ich bedarf der Ruhe. Das sagen auch Viele; aber nicht Viele gönnen mir sie. Will sehen, will sehen, ob ich nach Miltonhill (zu Russels) fahren und die Weihnachten feiern kann. Ich möchte es gern, ich habe es auch im Sinn, aber! …


Den 25. Dezember. 

Ach nein! Es wurde nichts aus dieser Fahrt. Ich hatte bereits meinen Koffer zu packen begonnen, aber es wollte nicht gehen und der Muth entsank mir. Ich schickte Russel meinen Gegenbefehl durch einen jungen Herrn, der zum Fest fahren sollte, und so konnte ich den Weihnachtsabend ganz allein mit Maria Lowell zubringen. Ich nähte, sie las mir aus der just an diesem Tag erschienenen neuen Arbeit Lowells vor; so sprachen wir still und innig aus offenen Herzen und Seelen, so wie man nur im Himmel sprechen kann. Es war ein lieblicher, stiller Abend. Die ganze übrige Familie befand sich bei einem Familienschmaus in Boston. Im vorigen Jahr brachte ich den Weihnachtsabend in Dänemark zu, bei der schönen und guten Königin Karoline Amalie; das Jahr vorher mit dir in Arsta, mit Weihnachtsbäumen und Traktament und Tanz für unsre Landeskinder — eine lustige Genosenschaft! — Sodann am Morgen im Frühgottesdienst. Und jetzt, diesen Abend in einem andern Welttheil, allein mit dieser lieblichen jungen Frau — welch wechselreiche Lebensbilder!

Morgen werde ich dieses Haus und Cambridge verlassen. Ich habe mehrere Häuser in der Gegend besucht; alle sind sich gleich in Einrichtung, Sauberkeit, Ordnung und Comfort; bei einigen ist etwas mehr,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/167&oldid=- (Version vom 9.9.2019)