Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/186

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

zu betrachten, wie es mir ein Genuß war, den ruhigen Lauf des Flusses zu betrachten, der große und kleine Schiffe zwischen blumenreichen Ufern dahin trägt, wie ich es liebe, den Adler am Himmel kreisen zu sehen, auf ihm und auf seinen Schwingen ruhend. Aus dieser ruhigen Hoheit läßt sich Emerson durch Nichts reißen, es sei groß oder klein, es sei glücklich oder unglücklich. In seiner philosophischen Anschauung ist Emerson Pantheist, in seiner moralischen Ansicht von der Welt und dem Leben ist er in hohem Grad rein, edel und streng, macht bedeutende Ansprüche an sich selbst und an Andere. Seine Worte sind streng, seine Urteile oft schneidend und scharf, aber sein Wesen ist ebenso edel und lieblich, seine Stimme immer gleich schön. Man kann mit Emersons Gedanken, mit seinem Urteil hadern, aber nicht mit ihm selbst. Was ihn nach meiner Ansicht hauptsächlich vor den meisten Menschen auszeichnet, das ist das Edle. Er ist ein geborner Edler. Ich habe schon früher einige Männer gesehen, die mit diesem Gepräge geboren sind. Seine Exzellenz W—r in Schweden und — noch ein paar Andere. Emerson besitzt es vielleicht in noch höherem Grade und dazu diese tiefen Intonationen der Stimme, dieser zugleich so milde und schwungvolle Ausdruck; — ich mußte an Maria L—s Aeußerung denken: Wenn er nur meinen Namen nennt, so fühle ich mich geadelt.

Ich erfreute mich auch an Emersons Gespräch, das so ruhig und leicht hinfließt, wie ein tiefer, stiller Fluß. Es ist für mich belebend in Freud und Leid; in allem, was er sagt, ist immer etwas Bedeutendes, auch hört er die Andern wohl an und versteht und antwortet gut. Aber war es nun geistige Mattigkeit, oder auch ein Gefühl der Achtung für seinen Frieden und seine Freiheit, ich suchte sein Gespräch nicht. Wenn er kam, so war es gut, wenn er nicht kam, so

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/186&oldid=- (Version vom 9.9.2019)