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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

treten; ho ho! die große Menge!) lasse ich in ihrem Werth. Sie sind besser und menschlicher, als die Ansichten, welche Plato in seinem Staat für denselben Zweck aufstellt. Und wer will läugnen, daß es besser um die Welt stände, wenn diejenigen, welche die Menschen zur Welt erzeugen, es mit höherem Gewissen, mit größerem Gefühl der Verantwortlichkeit thäten? Die Ehe steht doch im Allgemeinen in dieser Beziehung sehr niedrig. Ein Mann und ein Weib verbinden sich, um glücklich zu werden. Selbstsüchtiges Glück — darüber hinaus versteigt sich gewöhnlich der Gedanke nicht; er erhebt sich nicht zu dem Höheren: „Wir sollen unsterblichen Wesen Leben geben.“ Und das ist doch die höchste Bedeutung der Ehe. (Gatten, die keine Kinder bekommen, können sie dadurch erfüllen, daß sie elternlose Kleine an Kindesstatt annehmen). „Aber warum sprechen Sie das nicht vollständig aus?“ sagte ich zu A. „Es ist von größerer Wichtigkeit als Alles was ich noch in Ihren Unterhaltungen gehört habe, und wirklich von höchster Wichtigkeit für die Gesellschaft.“ Alcott entschuldigte sich mit der Schwierigkeit, welche die Behandlung des Stoffs für eine allgemeine Unterhaltung darbiete, und sprach die Hoffnung aus, seine Ansichten durch Bildung eines kleinen Vereins verwirklichen zu können, worin er vermuthlich als Hohepriester fungiren wird. Wieder ein Traum! aber der Träumer stieg in meiner Achtung bedeutend durch die Wahrheit und den Adel seiner Ansichten in dieser Beziehung. Auch seine Diätnarrheit will ich gelten lassen, nur nicht in ihrer Ausschließlichkeit. Und ich halte mich an den, der ohne Einseitigkeit und mit Beibehaltung des Weins und aller andern Gottesgaben den Menschen zuruft: „Wachet über euch, auf das ihr euch nicht beschweret durch Völlerei und Trunkenheit.“

Alcott schenkte mir zwei Bücher. Sie enthalten Gespräche, die zwischen ihm und verschiedenen Kindern

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/212&oldid=- (Version vom 9.9.2019)