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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

erfreuen. Er scheint mir, wie auch ich, durch die überwiegende Kraft des Klimas und der Nahrung im Lande zu leiden. Seine Frau ist ein allerliebstes Weib mit reichen Naturgaben, feiner Bildung und vieler Naturfrische. Ein paar schöne kleine Mädchen, roth und weiß wie Milch und Blut, weich wie Baumwolle, frisch und schön wie Thautropfen auch in der Kleidung, kamen gegen das Ende des Mittagessens und schmiegten sich kosend an den düstern energischen Vater. Es war ein Gemälde, von dem ich wünschte, daß Alcott es gesehen hätte.

Ich gedenke noch ungefähr 14 Tage hier zu verweilen, um die Homöopathie ihr Werk an mir vollenden zu lassen. Mein guter Doctor kommt alle Tage zu mir und schon sein Anblick ist eine Freude für mich. Ich bin unbeschreibbar dankbar für das Gute, was ich von der Homöopathie empfangen habe und noch empfange, und ich denke beständig daran, wie wohl sie Dir bekommen wird. — — Reich werde ich wohl hier nicht werden, mein Kind, denn ich habe weder Zeit noch Lust etwas zu schreiben. Indeß kommt auch, Dank sei es der amerikanischen Gastlichkeit, meine Reise nicht so hoch, als ich geglaubt hatte. Und wenn einige meiner Freunde hier zu befehlen hätten, so würde sie mich gar nichts kosten, sondern ich würde auf Kosten des amerikanischen Volks leben und reisen. Aber das ist gar zu viel. Heute ist es abscheuliches Wetter, ein wahrer Gußregen und starker Wind. Ich habe mich beinahe darüber gefreut in der Hoffnung in Frieden bleiben zu dürfen, allein ich konnte doch einige Besuche nicht abweisen, wovon der eine die Absicht hatte mich in eine Abendgesellschaft zu bringen, der andere mich zu bestimmen, daß ich einem Portraiteur sitzen möchte. Aber beide bekamen ein Nein. Eben jetzt bekam ich das allerschönste Bukett von einer jungen Freundin, eine Menge schöner kleiner Blumen im Kelch

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/217&oldid=- (Version vom 9.9.2019)