Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/228

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

im Norden und am stärksten haben sie ihm das Gepräge ihres Geistes gegeben.

Betrachte ich die puritanische Gesellschaft, so wie sie sich in unsern Tagen, ungefähr 2 Jahrhunderte nach ihrer Niederlassung in der neuen Welt, zeigt, so scheinen mir zwei Grundkräfte darin die Triebräder zu sein. Die eine ist die Verwirklichung der Ideale des sittlichen Lebens; die andere ist der Drang die Erde zu erobern, d. h. alle ihre Kräfte und Erzeugnisse in den Dienst des Menschen zu nehmen.

Der Mann der neuen Welt und vor Allem der Neuengländer, humoristisch Yankee genannt, will erobern, und scheut dafür keine, wenn auch noch so grobe Arbeit und keine Beschwerde; die halbe Welt zu umreisen, um ein gutes Geschäft zu machen, ist ihm eine Kleinigkeit; der Wikingerdrang in seiner Natur, den er vielleicht ursprünglich von den skandinavischen Wikingern geerbt hat, zwingt ihn unaufhörlich zu wirken, zu unternehmen, etwas auszuführen, was ihm selbst und Andern Gedeihen bringt. Denn wenn er es selbst zu einem gedeihlichen Zustand gebracht hat, so denkt er (wo nicht schon früher) darauf sein Pfund dem allgemeinen Besten zuzuwenden. Er erwirbt, aber um wieder auszugeben. Er spart nicht egoistisch. Er hat einen lebhaften Bürgersinn und ist mehr darauf bedacht, einen von seinen Mitbürgern geachteten und geliebten Namen, als ein großes Vermögen zu hinterlassen. Er legt sein Erworbenes gerne in einem Institut oder einer wohlthätigen Einrichtung an, die sodann gewöhnlich seinen Namen trägt. Und ich weiß Personen, deren Wohlthätigkeitssinn so rein ist, daß sie auch diesen Lohn verschmähen.

In den nördlichen Staaten, die meistens von der ältesten Colonie bevölkert sind, scheinen die sittlichen Ideale von Mensch und Staat am Klarsten emporgekommen zu sein und noch immer klarer emporzukommen. Und

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/228&oldid=- (Version vom 9.9.2019)