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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

nachdem ich ein Gespräch mit den verständigen Idealisten unter meinen Freunden, sowie durch Beobachtung des Geistes in den Institutionen und anderer Kennzeichen die Forderungen gesehen habe, die man an den Menschen und den Staat stellt, und für welche das junge Amerika als für seinen wahren Inhalt und Beruf in der Menschheit kämpft, scheinen sie mir hauptsächlich folgende zu sein:

Jedes menschliche Individuum soll in seiner Eigenthümlichkeit wahr sein; es soll allein mit Gott stehen und von diesem innersten Standpunkt aus nur seiner Ueberzeugung gemäß handeln.

Es gibt keine Tugend für das eine Geschlecht, die nicht auch für das andere eine Tugend wäre. Die Männer sollen in Sitten und Anstand bis zur Reinheit des Weibes kommen.

Das Weib soll Gelegenheit zur höchsten Entwicklung besitzen, die mit ihrer Natur vereinbar ist. Ihre Intelligenz soll gleiche Gelegenheit zur Kultur und Entwicklung haben, wie die des Mannes. Sie soll dasselbe Recht auf Freiheit und Aufsuchung des Glückes besitzen wie er.

Die Ehre der Arbeit und der ehrliche Lohn der Arbeit muß allen ehrlichen Arbeitern zukommen. Alle Arbeit ist an sich selbst ehrenhaft und muß so betrachtet werden.

Im Staat soll die Gleichheitsbewegung vorherrschen, die nach Oben gleich macht. Der Mensch soll durch eine gerechte und gute Behandlung gerecht und gut werden. Der gute Geist wird den guten Geist hervorrufen.

(Dieß erinnert mich an die schöne, mittelalterliche, schwedische Legende von dem Jüngling, der vom Zaubergeist in einen Wehrwolf verwandelt, aber beim Klang seines christlichen Namens, welchen seine Geliebte

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/229&oldid=- (Version vom 9.9.2019)