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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

in seinen jungen Tagen Allopath gewesen und hat sich durch allzugroße Anstrengung in der Ausübung seines Berufs ein Nervenübel zugezogen, das dermaßen zunahm, daß die Aerzte ihn verloren gaben und ihn als eine Art von letztem Versuch nach Europa schickten. Dort traf er Hahnemann, der ihn durch seine Lehre nicht überzeugte, aber doch bestimmte, seine Mittel zu versuchen. Sie veränderten sogleich Osgoods Zustand und mit ihm seine medizinische Theorie. Als er nach Amerika zurückkam, war er gesund und — Homöopath. Auch ich preise die Homöopathie hoch. Aber ich glaube, daß die Allopathie ihr Gebiet hat und daß sie mit der Homöopathie Hand in Hand gehen muß, so wie der ehrliche Doctor Ware und Doctor Osgood kamen, als sie mich besuchten.

Einen Kummer hat mein guter Doctor mit mir. Die kleinen Pillen, welche Downing mir gab, und die mich so gut schlafen machten, haben ihre Zauberkraft über mich behalten und geben mir Schlaf, auch wenn Osgoods Medicin dieß nicht zu Stande bringt. Downing will den Namen dieses Heilmittels nicht sagen, sondern treibt eine kleine anmuthige Koketterie damit, indem er behauptet, nicht die Medicin, sondern die Beschwörungen, die er darüber lese, machen es so wirksam; und wenn ich nach dem Namen frage, so schickt er mir blos neue kleine Pillen. Mein guter Doctor brummt und sagt: „Ich liebe diese Downing’sche Medicin nicht, welche es der meinigen zuvorthut. Ich liebe sie nicht, weil ich es nicht bin, der sie Ihnen gegeben hat.“ Aber ich lache (und dann lächelt er auch) und habe immer meine Downing’sche Medicin jede Nacht auf meinem Nachttischchen stehen. Mit ihr lege ich mich getrost zu Bette. Es ist ein guter Geist in dem Fläschchen.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/272&oldid=- (Version vom 29.12.2019)