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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Arbeit gewidmet, und der letzte, wo ich zu packen, mehrere Briefe zu schreiben, Besuche zu machen und bis auf die letzte Stunde welche zu empfangen hatte, warf mich wieder in mein Elend und in meinen Fieberzustand. Aber als er zu Ende war, dieser letzte Tag meines Aufenthaltes in Boston, mit seinen verschiedenen Scenen, seinen Arbeiten und seinen Kuriositäten, und mit ihm ein Theil, und zwar ein bedeutender Theil meines Lebens in der neuen Welt, und als ich mir spät am Abend von dem jungen Vickers einige Kapitel aus dem Evangelium Johannis vorlesen ließ, da war es gut, da war es schön und lieblich. Und wenn auch jetzt die Thränenquelle sprang, so hatte die Dankbarkeit einen großen Theil daran. Denn war sie nicht vorüber, diese Zeit der Niedergeschlagenheit und Kränklichkeit? Hatte ich nicht durch sie einen der besten, edelsten Menschen, meinen guten Arzt und Freund Osgood kennen und lieben, und auch sein herrliches Heilmittel sowohl für Dich, als für mich kennen gelernt? Und ich weiß jetzt auch, wie es den Kränklichen und Nervenschwachen zu Muth ist. Das habe ich früher nicht gewußt, und ich war geneigt, ungeduldig gegen solche Leute zu sein. Hernach werde ich besser sein.

Dieser letzte Abend war für mich wie eine liebliche Friedensbotschaft nach der unruhigen Zeit und dem unruhigen Tag.

Ich reiste am letzten Februar Morgens 8 Uhr von Boston ab. Ich war seit 5 Uhr aufgewesen. Nach der Eisenbahnstation wurde ich von Mr. King und dem jungen Mr. Vickers begleitet, und auf der Station, wen sollte ich da noch sehen? Meinen guten Doctor, der gekommen war, um mir Lebewohl zu sagen, und den gefälligen Professor How, der mir einen großen schönen Blumenstrauß verehrte. Mit diesem in der Hand fuhr ich in dem bequemen Wagen auf den Fittigen des Dampfes, im funkelnden Sonnenschein an dem klaren

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/285&oldid=- (Version vom 29.12.2019)