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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

„Eine Eichel! Was in aller Welt veranlaßte Sie, dem Kaiser von Rußland eine Eichel zu bringen?“

„Nun, just kurz bevor ich unter Segel ging, reisten meine Mutter und ich nach Washington, um uns nach einer Pension zu erkundigen, und als wir dort waren, dachten wir, wir sollten auch Mount Vernon[1] sehen. Dort pflückte ich die Eichel hier und ich dachte bei mir selbst, ich sollte sie dem Kaiser bringen. Wahrscheinlich, dachte ich, muß er von unserem General Washington viel gehört haben und ich glaube, daß er unsere Institutionen sehr bewundern wird. So habe ich, wie Sie sehen, sie hierhergebracht und jetzt will ich zu ihm kommen.“

„Mein Junge, es ist für einen Fremden nicht leicht zum Kaiser zu kommen und ich fürchte, daß er sich aus Ihrem Geschenk nicht viel machen wird.“

„Ich sage Ihnen, daß ich ein Gespräch mit ihm haben will. Ich meine, daß ich ihm allerlei von Amerika erzählen könnte. Gewiß wird er ansehnlich zufrieden sein, wenn er von unsern Eisenbahnen hört und welche große Furchen unsere Dampfschiffe schneiden. Und wenn er hören wird, wie galant unser Volk vorwärts geht, so wird es ihn vielleicht in Thätigkeit setzen, auch etwas zu thun. Das Lange und Kurze an der Sache ist, daß ich mich nicht zufrieden gebe, bevor ich mit dem Kaiser gesprochen habe, und es würde mich auch freuen sein Weib und seine Kinder zu sehen. Ich will sehen, wie solches Volk eine Familie auferzieht.“

„Nun wohl, Sir, da Sie so entschlossen sind, so will ich Alles für Sie thun, was ich kann. Aber Sie müssen sich darauf gefaßt halten, Ihren Wunsch nicht erfüllt zu sehen. Obschon dieß ein etwas ungewöhnlicher


  1. Washingtons früheres Gut und der Platz wo er begraben ist.
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/298&oldid=- (Version vom 29.12.2019)