Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band | |
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warme und erwärmende Zeit hatte ich da und manche schöne Erinnerung daran.
Ich bereite mich jetzt zur Abreise und portraitire inzwischen meine Freunde und ihre Kinder, „die rosige Familie,“ in einer kleinen Gruppe von Köpfen, die ich ihnen als Andenken zurücklasse. Es wird mir schwer, von ihnen zu scheiden. Ich möchte immer mit ihnen leben. Aber ich werde sie wieder sehen, denn ich kehre hieher zurück. Einen großen Theil meiner Bücher und Kleider lasse ich in ihrem Hause. Wenn ich die ersteren und die dicken Bände Hegel’scher Philosophie und skandinavischer Mythologie ansehe, die ich während meines Aufenthaltes hier zu Lande zu studiren gedachte, so muß ich lächeln. Es ist mir noch gar nicht eingefallen, sie zu öffnen.
Gestern war Channing hier, der liebenswürdige H. W. Channing! Er kam am Morgen und er war frisch und klar wie ein Maimorgen. Den Winter über hatten wir einige Briefe gewechselt und darin einigermaßen mit einander gehadert. Der Zankapfel war Emerson. Channing stellte Emerson hoch und ich stellte — mich hoch. Und so schwiegen wir Beide. Jetzt, als wir zusammentrafen, war er herzlich und strahlend, schenkte mir ein Buch von Wordsworth, „the Excursion“, war vollkommen gut und liebenswürdig. Mit solchen Menschen athmet man Frühlingsluft. Am Abend war kleine Gesellschaft hier und Channing auch dabei. Als er schon Abschied genommen hatte und gegangen war, kam er plötzlich wieder herein und rief mich hinaus, führte mich auf die Piazza, zeigte auf den Sternenhimmel, der in strahlender
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/308&oldid=- (Version vom 29.12.2019)