Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/333

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

glücklich befinde, daß ich es gar nicht besser wünschen kann. Das Haus nebst seinem Gärtchen liegt frei in einer der ländlichsten Straßen der Stadt, in Lynchstreet, und hat von einer Seite freie Aussicht auf das Land und den Fluß, von wo es auch die lieblichste Luft, die frischesten Windhauche bekommt. Buschige Ranken von weißen Rosen und rothem Gaisblatt ziehen sich bis an die obere Piazza hinan und bilden die schönste Veranda. Dort ergehe ich mich oft, besonders Morgens und Abends, trinke die liebliche Luft und schaue auf die Gegend hinaus. In diesem obern Stock ist mein schönes, luftiges Zimmer. Im ersten Stock sind die eigentlichen Gesellschaftszimmer, und auf der Piazza desselben versammelt man sich und geht Abends hinaus, da hier gewöhnlich Gesellschaft stattfindet.

Mrs. Howland kennst Du bereits ein wenig, aber man kann sie nicht recht kennen oder würdigen, bevor man sie in ihrem täglichen Leben im Hause sieht. Sie gleicht darin mehr einer Schwedin, als irgend einer Frau, die ich bis jetzt noch im Lande gesehen habe, denn sie hat dieses stille, pflegende, sorgsame, mütterliche Wesen, das immer etwas zu thun findet und sich nicht scheut, mit eigenen Händen anzugreifen. (In den Sclavenstaaten betrachtet man gewöhnlich die gröbere Arbeit als etwas Erniedrigendes und läßt es durch die Sclaven besorgen). So sehe ich sie vom Morgen bis zum Abend still beschäftigt, bald mit ihren Kindern, bald mit Mahlzeiten, wo sie ihrem Diener den Tisch in Ordnung bringen oder, wenn das Essen vorüber ist, Alles wieder abräumen und aufheben hilft (was auch bei den Negern wohl nöthig ist, denn sie sind saumselig von Natur), bald beschäftigt Kleider zuzuschneiden und zu nähen, bald die kleinen Neger im Hause zu kleiden und zu putzen, bald im Garten Blumen pflanzend oder gesunkene wieder aufrichtend, verwilderte Ranken aufbindend und ordnend, bald Gäste

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/333&oldid=- (Version vom 29.12.2019)