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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Den 21.  

Heute bin ich tüchtig im Wald und Feld umhergestreift und kam dabei an einen Fluß, welcher der schwarze Fluß genannt wird. In seiner Nähe sah ich Sklaven auf dem Feld unter den Augen eines weißen Aufsehers arbeiten, und von diesem erbat ich mir und erhielt einen alten Neger, um mich über den Fluß zu setzen. Der gutmüthige alte Mann war redseliger und offener als ich gewöhnlich bei Sklaven gefunden habe. Und während er mich in einem kleinen Kahn, der aus einem ausgehöhlten Baumstamm bestand, fortruderte, beantwortete er offen meine Fragen über die Eigenthümer mehrerer Plantagen, die am Flusse lagen. Von einem hieß es: „Guter Herr! gesegneter Herr! Ma’am!“ Von einem andern: „Böser Herr, Ma’am, schlägt seine Diener; haut sie in Stücke, Ma’am,“ u. s. w.

Auf der andern Seite des Ufers kam ich an eine Plantage, und hier traf ich den Eigenthümer selbst, der ein Geistlicher war. Er führte mich selbst in dem Sklavendorf herum und hielt mir über das Glück der Negersklaven eine Rede, die mich überzeugte, daß er selbst ein Sklave des Mammons war.

Soviel steht inzwischen fest, daß sie unter einem guten Herrn durchaus nicht unglücklich und weit besser versorgt sind, als die armen Arbeiter in Europa. Aber unter einem bösen und armen Herrn sind sie einem schauerlichen und hilflosen Elend verfallen. Die Sophisten, welche das ganze System von der Sonnenseite sehen wollen, läugnen im Allgemeinen, daß es solche gebe. Dieß ist abgeschmackt, und ich habe überdieß hier bereits genug von ihnen gehört und gesehen. Was der Norden gegen den Süden zeugte, das wollte ich nicht glauben. Aber was der Süden von sich selbst zeugt, das muß ich glauben. Ueberdieß ist auch der beste Herr

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/352&oldid=- (Version vom 29.12.2019)