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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

gekostet, ich habe lange dagegen gekämpft, denn so zu studiren ist immer mein größtes Vergnügen gewesen und ich habe hier mehr als je das Bedürfniß empfunden, Bücher verschlingen zu können, um mich einigermaßen in den Verhältnissen und der Literatur des Landes heimisch zu machen. Aber während dieser schönen Morgen in dieser schönen, duftenden, stillen Pflanzenwelt ist eine Klarheit, eine Gewißheit, etwas das dem innern Licht der Quäcker gleicht, in mir aufgetaucht und hat mir gesagt, daß es am Besten für mich sei, die Bücher wegzulegen, ganz und gar mit dem lebendigen Leben ohne Sorgen für den Augenblick zu leben und zu ergreifen, was die Stunde und die Gelegenheit bietet, ohne mir durch Pläne und viele Ueberlegungen Mühe zu machen. Ich will die Sachen an mich kommen lassen, wie sie kommen wollen, will mich bestimmen, wie sie mich bestimmen wollen. Ich habe die Ueberzeugung erhalten, daß eine höhere Leitung mich führen und Alles zum Besten lenken wird, daß ich nichts zu thun habe, als mich ihren Eingebungen zu überlassen, während ich meinen Blick fest auf den Bethlehemsstern gerichtet halte, der mich hieher führte — und ich kann meinen Blick nicht von ihm abwenden — das Verlangen die Wahrheit zu finden. So werde ich das Götterkind endlich finden. Also in Gottes Namen, lebt wohl ihr Bücher, ihr alten Freunde und Waiden! Ich strecke mich dem entgegen, was vor mir liegt, und glaube an Gottes väterliche Leitung. Etwas unendlich Liebliches und Erhebendes hat mit diesem Gedanken meine Seele ergriffen und mein Herz mit Freude erfüllt. Schwach fühle ich mich stark, und an die Erde gebunden fühle ich mich beschwingt. Ich bin blos ein schwaches Weib und ich kann die Welt erobern.

Und so gehe ich und schwatze mit den Blumen und lausche den Vögeln und dem Gesäusel der großen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/357&oldid=- (Version vom 29.12.2019)