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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

darf (if you please)!“ — „Haben Sie eine Wahl, Brust oder Flügel?“ — Weiter: „Wollen Sie Pöckelfleisch?“ — „Nein, ich danke.“ Pause und Ruhe zwei Minuten lang. Aber jetzt entdeckt Jemand auf meiner linken Seite, daß ich kein Pöckelfleisch erhalten habe, und das Pöckelfleisch kommt mir von der linken Seite zu: „Darf ich Ihnen Pöckelfleisch vorlegen?“ — „Nein, ich danke, es ist nichts für mich!“ — In ein Paar Minuten sieht eine Person rechts von mir, daß ich kein Pöckelfleisch habe, und beeilt sich, mir die Platte hinzuhalten. „Wollen Sie kein Pöckelfleisch?“ — „Nein, ich danke!“ — Jetzt habe ich ein interessantes Gespräch mit meinem nächsten Nachbar angefangen. Und just während ich im Begriff stehe, ihn etwas Wichtiges zu fragen, hat eine Person gegenüber bemerkt, daß ich kein Pöckelfleisch habe. Und die Pöckelfleischplatte kommt quer über den Tisch gegen mich zu und ich fühle mich zur Selbstvertheidigung aufgefordert und muß wieder sagen: „Nein, ich danke recht sehr.“ — Und ich setze mein Gespräch fort: aber just während ich eine interessante Antwort anhöre, kommt der Aufwärter, vielleicht der beste „Daddy“ in der ganzen schwarzen Welt, mit der Pöckelfleischplatte über meinem Kopf, schiebt sie zwischen mich und den mit mir sprechenden Nachbar und mit Entsetzen sehe ich wiederum Pöckelfleisch, das im Begriff steht, auf meinen Teller zu kommen, so daß ich endlich allen Muth verliere und in Verzweiflung gerathe über die Verfolgungen des Pöckelfleisches. So geht die Mahlzeit under einer unaufhörlichen Beschäftigung mit Serviren fort, was mir alles Vergnügen daran raubt. Ich bekomme zuletzt ordentlich Herzklopfen vor Unruhe und Ungeduld, und dieß ist wohl zum Theil meine eigene Schuld, die Schuld meiner Schwachheit, aber auch die Schuld des Landesbrauches, der mit den Forderungen höherer Civilisation nicht im rechten Einklang steht. Dieser Brauch stammt inzwischen nicht von hier, sondern

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/396&oldid=- (Version vom 23.2.2020)