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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

erhalten.“ Und wir schüttelten uns die Hände und der gute Mann — denn er sah recht brav und herzlich aus — gab mir auch ein Geschenk, das ich nach Schweden mitbringen werde. Beinahe erliegend unter Geschenken, die noch im letzten Augenblick in meine Arme gelegt wurden, reiste ich ab.

Und diese Reise den Savannah-Fluß hinauf, die man mir als so langweilig und einförmig geschildert hatte, ich kann Dir gar nicht sagen, wie viele Freude sie mir machte. Das Wetter war göttlich und da der Strom stark und der Fluß vom Frühlingswasser geschwollen war, so ging die Fahrt langsam und ich hatte gute Zeit die Ufer zu betrachten, zwischen denen er sich hinschlängelte und die Meile um Meile, Stunde um Stunde blos eine einzige Landschaft zeigten, aber diese war — der Urwald. Massen von Laubwerk, von unzähligen Bäumen, Buscharten und schönen Rankenpflanzen schienen auf beiden Seiten des Flußbettes (den Ufern Georgias und Carolinas) auf den Wassern zu ruhn. Hoch, tief, undurchdringlich breitete sich da der Urwald, wie man mir sagte, mehrere Meilen ins Land hinein aus, bevor das Wasser und die Pflanzenwelt dem Anbauer Platz machten. Aber hier herrscht er in seiner ursprünglichen Ueppigkeit und Herrlichkeit vor. Ich meinte dem dritten Schöpfungstag anzuwohnen, als Gott die Pflanzenwelt „jeden Baum mit Samen[WS 1] in sich selbst“ bervorrief, dem Tag, wo die Erde ihren Mutterschooß öffnete und alle Wurzeln, Blumen und Bäume der Erde hervorbrachte. Der Savannah mit seinem rothbraunen Wasser war ein Fluß, kaum erst aus dem Chaos entsprungen und reich am Most desselben. Er hatte noch nicht Zeit gehabt, sich zu setzen, sein Wasser zu klären, als die Pflanzen in wilder Ueppigkeit hervorkamen; er liebt es mit ihnen zu spielen, und sie die neu aus dem Wasser aufgestiegen waren, scheinen sich nicht von ihm trennen zu wollen,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/422&oldid=- (Version vom 2.4.2020)