Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band.djvu/431

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

seinen Kindern und besonders mit seiner Frau, die er als das beste Weib in der Welt beschrieb und von der er wirklich bezaubert zu sein schien. Die Frau, obschon von Farbe und Kleidern grau wie die Erde und jämmerlich mager, war offenbar noch ganz jung und eine wahre Schönheit in Bezug auf ihre Gesichtszüge. Sie sah gut, aber nicht vergnügt aus; sie war still und schaute oft auf ihre Kinder, die schönsten, prächtigsten, ungetauften Jungen, die man sich denken kann, und die sich in der allerschönsten Freiheit und Natürlichkeit munter und flink um einander tummelten; ganz untadelhafte, Menschenstoffe, dachte ich, und besser als manche getaufte verzogene Salonsjungen.

Herr Grön war redselig und erzählte ohne Aufforderung Verschiedenes aus seiner Lebensgeschichte. Er war eine Zeit lang Aufseher bei einem Sklavenbesitzer und Geistlichen gewesen, fand aber das Amt so grausam, daß er es aufgab. Er konnte es nicht über das Herz bringen, Sklaven zu peitschen und peitschen zu lassen. Aber sein Herr erlaubte ihm niemals davon abzustehen und andere waren nicht besser. Er hatte sie erprobt. Dieser da, dachte er, sollte menschlicher sein, da er ein „kirchlicher Mann“ war. „Und er war auch im Anfang nicht böse, aber nachdem er sich mit der Tochter eines reichen Plantagebesitzers verheirathet hatte, veränderte er sich und wurde mit jedem Jahre schlimmer. Aber daran war seine Ehe schuld, denn er war unglücklich mit seiner Frau.“ Der Erdesser im Walde sah mitleidig auf den reichen Mann und — „einen kirchlichen Mann“ — herab, der mit seinem Weib unglücklich und gegen seine Leute grausam war. Er, der freie Mann im wilden Wald mit seiner schönen und sanften Frau und seinen hübschen Kindern, war reicher und glücklicher als dieser. — Herr Grön war stolz wie ein König in seiner freien, schuldlosen Armuth. „Aber kann man nicht auch als

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/431&oldid=- (Version vom 2.4.2020)