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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

auch seinem Sohne irgend einen andern kuriosen Namen gab, dessen ich mich jetzt nicht mehr erinnere. Ich war schon halb entschlossen, die Fahrt zu unternehmen, und ein freundliches, junges Frauenzimmer hatte mir Briefe an ihre Freunde in Athen und Rom mitgegeben, Städte auf dem Weg an den Tellulahfall, die sich vermuthlich zu den großen Städten dieses Namens ungefähr ebenso verhalten, wie wir zu Adam und Eva; aber die Hitze wurde so heftig und ich fühlte mich so matt davon, auch schilderte man mir die Reise als so beschwerlich, daß ich sie unterließ und statt dessen nach Charleston zurückzureisen beschloß über Columbia, die Hauptstadt von Südcarolina, deren außerordentlich schöne Lage in der Hochlandgegend des Staats man mir gepriesen hatte. Mit dem Versprechen des Wiedersehens verabschiedete ich mich von meinen freundlichen Wirthsleuten, dankbar für den Aufenthalt in ihrem Hause, sowie für Alles, was der Aufenthalt in Augusta mir an Gold gegeben hatte, und zwar an besserem Gold, als das kalifornische ist. Der ehrliche, gefällige Mr. Bones begleitete mich eine Strecke Wegs, bis ich auf der andern Seite des Flusses an die Eisenbahn kam.

Auf dem Wege dahin kamen wir am Sklavenmarkt vorbei und 40-50 junge Personen beiderlei Geschlechts wurden just jetzt auf der Piazza vor dem Haus auf- und abgeführt, in Erwartung eines geneigten Käufers. Sie sangen, sie schienen munter und gedankenlos zu sein. Auf meinen Wunsch hielten wir an und stiegen aus dem Wagen. Die jungen Sklaven, die hier verkauft werden sollten, waren von 12 bis 20 Jahre alt; auch war ein bloß fünfjähriger Knabe ohne Angehörige da. Er hielt sich an den Sklavenwächter, der arme, kleine Junge. Wo war seine Mutter? Wo war seine Schwester und sein Bruder? Mehrere dieser Kinder waren helle Mulatten und einige Mädchen recht hübsch.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/438&oldid=- (Version vom 7.3.2020)