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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Staats. Der alte Adam in der alten Uniform spuckt noch.

Gestern ging ich allein auf Entdeckungsreisen in Wald und Feld aus. Ich kam an ein hübsches Häuschen mitten in einem Wald und in seiner Thüre stand eine dicke Mulattin, die aussah, als wäre sie die Besitzerin. Mit der Bitte um einen Schluck Wasser kam ich ins Haus hinein und ins Gespräch mit dem alten Paar, einem Neger und seiner Frau, welche das Verfügungsrecht über das Häuschen und ein Gärtchen hatten. Die Mulattin war gesprächig und zeigte mir das ganze Haus, das ihr und ihres Mannes Herr ihnen gekauft und für ihre Lebenszeit geschenkt hatte. Alles darin, wie auch der Zustand des Gartens, zeugte von der Ordnungsliebe und dem angenehmen Zusammenleben des alten Paares.

An einem andern Ort außerhalb des Waldes sah ich in einem kleinen Hof zwei ältere weiße Frauenzimmer, offenbar Schwestern, in ziemlich dürftigen Kleidern im Schatten eines großen Kastanienbaumes sitzen. Ich bat um Erlaubniß zu ihnen zu kommen und mich mit in den Schatten zu setzen. Sie willigten ein und so wurde ich bekannt mit ihnen, durfte ihr Haus besehen und erfuhr ihre Lebensverhältnisse. Sie waren gering und armselig. Die Schwestern hatten bessere Tage gesehen, waren aber nach des Vaters Tod in Noth gekommen; jetzt ernährten sie sich von dem Höfchen und mit Kleidernähen. Sie waren zufrieden; Frömmigkeit und Arbeit machten ihnen das Leben lieb und die Tage nicht lang. Wenn nur die Gesundheit der einen Schwester etwas besser wäre! und der Sommer und der Sand weniger heiß! … Wie ähnlich sind sich doch die Verhältnisse der Menschen im Ganzen überall! wie gleich die Ursachen des Leidens und Glückes, der Freude und des Kummers! Hier ist es der Sommer und der Sand, der dem Glück im Wege

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/443&oldid=- (Version vom 8.3.2020)