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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

steht, an einem andern Ort ist es der Winter und der Graustein, überall die Kränklichkeit.


Charleston, den 2. Juni.  


Dieses Charleston, dieses „Eulennest“ ist doch sehr angenehm, wie es jetzt gleich einem ungeheuren Strauß von duftenden Bäumen und Blumen dasteht, und es hat recht freundliche, liebenswürdige Menschen. Der Empfang, den mir alte und neue Freunde angedeihen ließen, hat mich wahrhaft gerührt. Ich gewinne Charleston lieb wegen seiner Bewohner, besonders wegen meiner zwei Frauen, Mrs. Howland und Mrs. Hollbrook. Ich bin jetzt wieder in dem guten Hause der ersteren, wo man mich wie ein Mitgleid der Familie behandelt. Ich kam vor drei Tagen halb gebraten von der heißen Luft, von Sonnenschein, Rauch und Staub hier an, traf aber hier eine ächt schwedische kühle Sommerluft, die noch heute vorhanden ist und mich sehr erfrischt, sowie auch all das Gute, Comfortable und Angenehme, woran dieses Haus reich ist. Gott sei Dank für dieses gute Haus und für alle guten Häuser auf Erden! „Für alle gute Heimathen!“ lautet mein gewöhnlicher Toast, wenn ich an einem amerikanischen Tisch einen solchen ausbringe.

Von Mr. Hollbrook fand ich auf meinem Schreibtisch einen schönen Blumenstrauß und ein Buch, das mich überraschte und erfreute. Denn ich erwartete kaum in der jungen neuen Welt und am wenigsten unter den Sandwüsten Südcarolinas einen tiefgehenden, reifdenkenden Geist zu finden, der wie mein Freund Böklin in Schweden und H. Martensen in Dänemark in seiner Religionsphilosophie den Grund des christlichen Glaubens in die höchste Vernunft setzt. Aber just dieser ächt germanische Gedanke ist es, den ich im Buch

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/444&oldid=- (Version vom 23.2.2020)