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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Frauenzimmer pudern sich hier im Allgemeinen mit Weiß und trocknen dann den Puder ab, wodurch ihre Haut für den Augenblick eine sammtartig weiche Farbe bekommt; aber hernach wird sie um so gelber. Man sagt, die große Hitze mache dieses Pudern nothwendig. Ich habe just nichts dagegen, wenn nur der Puder recht abgetrocknet würde; aber dieß geschieht oft sehr unvollkommen. Ich vermuthe, daß diese weiße Schminke ein Erbtheil vom alten Frankreich ist.

Noch einmal habe ich mich mit Mrs. Hollbrook in Belmonts Myrtenhainen ergangen und mit ihr ein Geistesfest genossen. Den geistreichen jungen Missionar Miles habe ich auch gesehen; ein bleiches, ausdrucksvolles Gesicht mit tief dringendem Auge; — aber ach! bis ins Herz der großen Frage drang es so wenig, als die meisten Augen hier. In andern Punkten erfreut mich der starke, freie Blick seines Geistes. Zu Mrs. Hollbrook war ich einen Abend eingeladen, um verschiedene ältere Mitglieder ihrer Familie zu treffen. Ich sah hier ein Paar unverheirathete alte Frauenzimmer, Besitzerinnen einiger schönen Inseln an Carolinas Küste, wo sie allein mitten unter ihren Negern als ihre Eigenthümerinnen, Rathgeberinnen und Aerztinnen und im besten Einverständniß mit ihnen leben.

Eine Einladung bedaure ich nicht annehmen zu können, wenigstens für dießmal, nämlich zu Mr. Spalding, einem reichen alten Mann, der auf der schönen Insel, welche er bewohnt, die Palmettos in Freiheit wachsen und die Negersclaven ebenfalls in Freiheit, nur regiert durch die Pflicht und die Gesetze der Liebe, arbeiten läßt; und das soll vortrefflich gehen, und der Ehrenmann hat mich eingeladen, es zu sehen. Möge er ewig leben!

Es ist jetzt entsetzlich warm hier, und ich muß mich nordwärts wenden, ehe ich vor Hitze verschmelze. Sonst hätte ich mich so gern noch einige Zeit in den

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/458&oldid=- (Version vom 2.4.2020)