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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

lieber wollte ich am Nordcap wohnen und zwei Dritttheile des Jahres mit Tannenholz feuern!…

Aber dennoch — — lebwohl Du schöner, warmer, blühender Süden, Nordamerikas Garten! Mich hast du gewärmt und lieblich erquickt. Lebt wohl ihr mit Blumenranken umkleideten Piazzas mit den blassen Schönheiten, die ihr verbergt; lebt wohl ihr duftenden Urwälder, ihr rothen Flüsse, wo die Negergesänge ertönen; lebt wohl ihr guten, schönen, liebenswürdigen Menschen, Freunde der Sclaven, aber nicht der Sclaverei! Wenn ich jetzt im Geist gegen Süden sehe, werde ich an euch denken und in euch an Carolinas und Georgias Zukunft. Ich sehe euch dann unter euren Palmettos oder unter euern Magnolien und Pomeranzenhainen, und alle Früchte der Erde ausgebreitet vor Euch auf eurem gastlichen Tisch; ich seh auf dieselben wie ich es manchmal gesehen habe, austheilen an den Fremdling und den Bedürftigen, sie den Kindern aller Völker mittheilen. Ich sehe um euch her Neger als Diener und Freunde. Sie sind frei und ihr habt sie dazu gemacht; sie singen Hymnen, die sie von euch gelernt haben, fröhliche Weisen, die sie selbst gedichtet. Und für sie und euch singt der hundertzüngige Vogel in den kühlen Lebenseichen mit den langen wehenden Moosranken, und über ihnen und euch ist des Südens milder blauer Himmel und — — der Segen des Himmels! Möge es so sein!

     N. S.

Doch, eines von Charlestons Mysterien muß ich Dir erzählen. Denn ich habe es oft gleich einem Schatten in Straßen und Gäßchen schnell vorbeischleichen gesehen. Es sieht aus wie ein Weib, armselig gekleidet in den Farben der Dämmerung. Sie nennt sich

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/465&oldid=- (Version vom 4.3.2020)