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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

So spricht, so trotzt der Prometheus der neuer Welt!

Ein beinahe göttlicher Trotz! — —

Darauf kam Caroline Downing mit ihrem Lieblingspoeten, dem Naturdichter Bryant. Aber auch Bryants Gesang ist durchglüht von Patriotismus, vom Glauben an Amerikas Zukunft und großen Beruf. So in dem schönen epischen Gesang: die Prärien, worin er, wie die Worte selten malen, die unendlichen Felder des Westens in ihrer sonnenbeglänzten einsamen Schönheit und Größe malt, die im Winde sich beugenden Wogen von Gras und Blumenmatten, über ihnen die dahin ziehenden Wolken und über diesen die Sonne, die auf den weiten Schauplatz herabblickt, paradiesisch leuchtend und reich, obschon schweigsam und öde wie die Wüste. Aber das Schweigen wird unterbrochen. Der Dichter hört ein leises Summen. Was ist das? — Es ist eine Biene, die über die Blumenfelder hinfliegt und den Honig der Blumen saugt; die emsige Biene wird für den Dichter ein Prophet, und in ihrem summenden Flug, ihrer stillen Wirksamkeit, hört er kommende betriebsame Geschlechter, die sich über die Prärien verbreiten, sie in ein neues Paradies verwandeln und neue Blumen edlerer Art, Blumen der Menschenwohlfahrt, des Menschenglückes aufsprießen machen werden.

Zuletzt kam ich mit Waldo Emersons Poesien, die zwar ihrem Umfang nach klein, aber durch ihren Geist und Zweck groß sind, und verlas eine kleine dithyrambische Poesie, welche für die Individualität des Dichters charakteristisch ist. Die andern amerikanischen Dichter sprechen zur Gesellschaft, Emerson allein blos zum Individuum; Alle lassen mich jedoch einen Hauch vom Leben der neuen Welt verspüren durch eine gewisse Unbegränztheit und Größe in Zweck, Ahnung, Verlangen, Glauben und Hoffnung; es ist da Etwas,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/60&oldid=- (Version vom 9.3.2019)