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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

Diese schönen wohlgebauten Häuslein mit ihren Obstgärten und Pärken, die gleich Perlen in die smaragdgrünen Rahmen der Ufer eingefaßt liegen, wie viel enthalten sie nicht vom Besten, was das Leben der neuen Welt besitzt! Wie schön und vollkommen scheint nicht hier das Privatleben in das allgemeine eingeschlossen zu sein, und wie froh bin ich nicht, daß ich mehrere dieser kleinen Wohnungen an dem großen herrlichen Strom kennen gelernt habe! Ganz nahe bei Downings Villa befindet sich ein schöner Landsitz, wo vier Schwestern wohnen, die sämmtlich unverheirathet sind. Ein guter Bruder, der durch Handel wohlhabend geworden, baute das Haus und kaufte den Platz umher für seine Schwestern. Einige Jahre später gerieth der Bruder ins Unglück. Er verlor Alles was er besaß. Jetzt erziehen die Schwestern seine Kinder und er hat seine Heimath bei ihnen. Sie sind einfache, gute, angenehme Frauenzimmer, mit denen man sowohl im Ernst als im Scherz sprechen kann. Weiter weg auf der andern Seite des Flusses hat ein Ziegelschläger sich eine schöne Villa erbaut. Der Ehrenmann — so sieht er aus und das soll er auch sein — war einig Mal hier, um mir Blumen zu schenken und mich in seine Villa einzuladen. Downing hat mich auf ein kleines, schönes Haus mit grüner Veranda und Baumgarten hier in der Nähe aufmerksam gemacht. „Es gehört,“ sagt er, „einem Mann, der den Tag hindurch auf seinem Karren Steine und Schutt zum Straßenbau führt.“ Dies ist der Vortheil, den der Arbeiter in der neuen Welt vor dem in der alten voraus hat. Er kann hier mit der groben Arbeit seiner Hände weit schneller zum feineren Glück des Lebens, zu einem schönen Haus und zu allen Vortheilen der Bildung in demselben kommen.

In diesem Augenblick donnern Schüsse von der andern Seite des Hudson, und ich sehe große Steinblöcke in die Luft fliegen und ins Wasser fallen, das

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/68&oldid=- (Version vom 6.7.2019)