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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

gewählt wurde, seine einzige Tochter Lehrerin in einer Mädchenschule war und noch ist. (Gleichwohl keine ordentliche Lehrerin, wie ich im Anfang meinte, sondern blos auf ein Jahr, indem sie das Lehramt in einer Schule besorgt, wo alle Zöglinge, um ihren Curs zu vollenden, ein Jahr lang dieser Beschäftigung obliegen müssen.)

Von mir habe ich Nichts als lauter gute Dinge zü sagen, meine liebe Agatha. Ich lebe in einer Welt voll von Interesse und erfreue mich jeden Tag neuer Bekanntschaften, sowie solcher Gespräche, die mehr Gedanken wecken, als ich in langer Zeit verarbeiten kann, was alles anstrengend ist, zumal während der starken Hitze. Aber ich mag jetzt so erschöpft und müde sein, als ich will, bei jedem Wort von wirklichem Interesse spannen sich die Nerven, das Herz schlägt gesund und ich fühle mich so stark und lebensfrisch wie nur je. Nirgends habe ich so vielseitig interessante Unterredungen gehabt wie hier. Aber hier im Congreß und um ihn her ist auch ein großer Theil der Weisheit der Vereinigten Staaten jetzt concentrirt, denn diejenigen, die allgemeine nützliche Reformen oder Pläne durchgesetzt zu sehen wünschen, kommen hieher, um beim Congreß Gesuche einzureichen, mit den Mitgliedern desselben zu sprechen oder den Gang der Dinge zu überwachen. Unter diesen Herren befindet sich ein Mr. T., der für die Reform des Postwesens arbeitet, Herabsetzung des Briefportos für die ganze Union, ähnlich der in England eingeführten Reform in dieser Sache verlangt, und man hat alle Ursache zu glauben, daß das Ding bald durchgehen werde.

Mr. T. hat mich überdieß durch seine rege Theilname für die höhere Entwicklung der Weiber und seinen klaren Einblick in deren Einwirkung auf das ganze Geschlecht sehr interessirt. „Wenn man mir,“ sagt er, „die Wahl ließe, den Männern oder den Weibern in

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/106&oldid=- (Version vom 4.8.2020)