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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Gewiß würde er zurückstutzen und falsch gehört zu haben glauben, würde alles Andere lieber glauben wollen, als eine solche Ungeheuerlichkeit, als eine solche entsetzliche Lüge in einem Land, dessen Grundgesetz sagt:

„Wir betrachten folgende Wahrheiten als selbstverständlich: daß alle Menschen gleichgeschaffen sind, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt sind, daß zu diesen das Leben, die Freiheit und das Streben nach Glück gehört u. s. w.“

Und gleichwohl wenn ein Fremder jetzt nach Washington käme und der Stimme im Capitol lauschte, so würde er da nichts Anderes hören, als die Verleugnung der Freiheit.

Ich gestehe, es hat mich tief verstimmt, Tag für Tag im Senat nichts als Prosklavereireden der Südländer zu hören, ohne ein einziges Wort der Erwiederung von Seiten der Antisklavereimänner zu vernehmen. Ich habe auch verwundert gefragt, woher dieß kommen möge, und man hat mir geantwortet, die Gegner der Sklaverei haben ihre Salven bereits abgefeuert und jetzt müsse die andere Partei Zeit haben, sich auszusprechen, worauf man zur Abstimmung schreiten werde, wobei die Protestation gegen die Sklaverei sich ohne Worte geltend mache. Aus einigen Reden, die ich am Anfang hörte, und aus den gedruckten Reden Sewards und mehrerer Congreßmitglieder habe ich auch gesehen, daß die Erklärung nahe ist, und ich kann blos beklagen, daß ich während dieser Periode, wo die Discussion sich schon zu Ende neigte, hieher gekommen bin.

Es ist jedoch ein bedeutender Schritt vorwärts im politischen Leben, daß die Discussion der Sklavenfrage vollkommen frei ist. Vor wenigen Jahren war sie bei Lebensstrafe im Congreß verboten. Tapfere Männer, Freunde der Menschheit und das allgemeine Gefühl

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/111&oldid=- (Version vom 12.12.2022)