Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band.djvu/112

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

haben diese Mauer niedergerissen. Und der Kampf um Freiheit oder Sklaverei hat sich in dieser Zeit immer stärker auf das innerste Gebiet der Frage in der Menschheit zusammengezogen, und es sind dabei große Gedanken zu Tage gekommen, die auf mich den Eindruck machen, wie in einer Landschaft Alpen, auf deren hohe Scheitel die aufgehende Sonne ihre ersten Strahlen wirft. Zu diesen Gedanken gehört derjenige, ob ein Gesetz Gottes höher sei, als die Gesetze des Staates, und in Kraft welcher Gesetze die Gesellschaft das Recht habe sich den letzteren zu widersetzen, wenn sie gegen die ersteren streiten.

Dieß ist im Grund blos eine Anwendung des ersten Grundsatzes in der Freiheitserklärung der amerikanischen Staaten auf die Streitfrage des Tags. Aber die Idealisten im Norden sprechen ihn in dieser Zeit mit Kraft und Schönheit aus, und es ist mir klar, daß er früher oder später das Freiheitsbanner im Kampfe sein wird! Die Gegenpartei hinwiederum sagt, sie verstehe nichts von diesem Gerede über ein Gesetz, das höher sein solle als die Constitution und die Treue gegen dieselbe. Und das sagt auch Daniel Webster, der Repräsentant des Pilgerstaates. Sein Feldgeschrei ist Verfassung und Union. Sie sind seine Götter und für ihn gibt es keinen Gott über ihnen.

Den 18. Juli.  

Gestern hörte ich im Senat eine sehr bemerkenswerte Rede von Webster, die einen entscheidenden Eindruck zu seinen Gunsten auf mich machte. Ich bin bis jetzt viel mit Feinden und politischen Gegnern Websters umgegangen und habe ihn vielfach angreifen und herunterreißen gehört. Jetzt bin ich überzeugt, daß er in seiner Ueberzeugung vollkommen ehrlich sein kann, und ich will glauben, daß er es ist. Er sprach heute

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/112&oldid=- (Version vom 4.8.2020)