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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Oberst Benton (der Habicht) hatte vorgestern Clays Compromißbill heftig angegriffen und dabei geäußert:

„Die Bill ist in flagranti delicto ergriffen, sie ist auf der That ertappt, ich habe sie im Nacken gepackt und zeige sie hier zu ihrer Schande und Schmach den Blicken des Publikums, (und Benton hielt dabei die Bill zusammengerollt hoch in die Luft) just wie sie im Begriff steht ihr Verbrechen zu verüben, im Begriff u. s. w.“ Gewiß drei Stunden lang arbeitete Benton mit wahrer Mordlust, um dieses Ungeheuer, wie er Clays Bill nannte, zu tödten und zu vernichten und mit allen Arten von Waffen Clay selbst anzugreifen, indem er auch ihn dem allgemeinen Tadel und Spott preiszugeben suchte, auf eine Art, die nach Haß und niedriger Bosheit schmeckte. Dieser Angriff füllte beinahe die ganze Sitzung aus. Gestern erhob sich Clay zu seiner Vertheidigung und verlangte von dem Senat, er solle seine Mißbilligung über Ausdrücke von der Art, wie Benton sie gebraucht hatte, aussprechen. Aber er reizte dadurch das Untier von Missouri nur zu noch feindseligeren Persönlichkeiten. Und ich faßte einen wahren Abscheu vor dem sichtlichen kaltblütigen Vergnügen, womit er, nachdem er eine schwache Stelle in Clays Position entdeckt hatte, ihn in seinen Klauen zu halten und sich recht eigentlich in sein Fleisch und Blut einzugraben schien. Verzeih, daß ich so rohe Ausdrücke gebrauche, aber ich male (und zwar nur in Wasserfarben) den Charakter der Handlung. Besonders deutlich erinnere ich mich an Folgendes:

Benton erwähnte einen Ausdruck in der Bill, dessen Berührung, wie er merke, Clay sehr angelegentlich auszuweichen suche. „Ich sehe,“ sagte er, „daß der Senator von Kentucky an dieser Stelle besonders empfindlich ist, ich will sie daher noch einmal sondiren, ich will noch einmal das Messer an den schmerzenden Nerv setzen!“ … Und er streifte dabei (vielleicht

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/117&oldid=- (Version vom 4.8.2020)