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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

dieser meiner Behauptung nicht irre. Inzwischen liegt der Fehler nicht an den Frauen. Er liegt an ihrer Erziehung, die ihnen im besten Fall Schulbildung, aber keine höhere Welt- und Gesellschaftsbildung gibt. Die Männer in Amerika scheinen mir im Allgemeinen die Weiber an wirklicher Bildung und seiner Lebensart zu übertreffen. Und dieß ist kein Wunder. Der Amerikaner tritt, wenn er sich auch nur geringe Schulkenntnisse erwirbt, frühzeitig in die Schule des großen bürgerlichen Lebens, die auf vielfache Art Alles hervorruft, was die Natur ihm an Verstand, Talent und Wirkungskraft verliehen hat. So wird er frühzeitig in verschiedenen Kreisen des Lebens heimisch, und wenn er sich auch in keinen von ihnen vertiefen kann, so bleiben ihm doch keine Hauptpunkte darin fremd, sofern sie das Wohl des Menschen und das Wohl des Gesellschaftslebens betreffen. Ueberdieß gewinnt er durch sein praktisches Leben Lokal- und Spezialkenntnisse, so daß man in einem Gespräch mit einem Manne hier zu Land immer etwas lernen kann. Und wenn er von der Mutter Natur einen Keim höherer Humanität empfangen hat, so erstehen gleichsam von selbst jene schönen Exemplare von Menschen und Männern, welche die Erde mit einer beinahe vollkommenen Humanität schmücken, und von denen ich einige unter der Rubrik[WS 1] „Selbstgemachte Männer“ kennen gelernt habe.

Den 21. Juli.  

Heute bin ich in der Methodistenkirche für freie Neger gewesen. Der Prediger, ebenfalls ein Neger, den ich hier in der Stadt in einer Bude stehen sah, hatte ein auffallendes Affengesicht, besaß jedoch jenes Improvisirtalent und jene Kunst, theoretische Wahrheiten treffend auf die täglichen Vorkommnisse anzuwenden,

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/127&oldid=- (Version vom 12.12.2022)