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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

es dann eine niedrige, thierische Handlung, unwürdig des Menschen und der Natur ist.

Nachmittags sitze ich wieder mit meinem Buche in der Hand da, betrachte das Meer und trinke die weiche, lebenspendende Meerluft. Einige Badgäste finden sich schon um halb sechs in der von Neuem steigenden Fluth ein, und zuweilen nehme auch ich dann ein Bad, aber gewöhnlich spüre ich, daß eins genug ist, denn der Kampf mit den Wellen macht das Bad ermūdend. Dann mache ich gewöhnlich einen Spaziergang und besuche mitunter Personen, die mich besucht haben, entweder in den großen Hotels hier, oder in den kleinen Landhäusern in der Umgegend. Wenn es dunkelt (und es dunkelt hier bald) gehe ich auf der großen Piazza, die um unser Hotel (Columbia House) geht, auf und ab, und betrachte das herrliche Schauspiel von Blitzen und ungewöhnlichen Lichtexplosionen, welches das Firmament uns alle Abende gewährt, seit ich hiehergekommen bin, ohne daß sich ein Donner hören läßt. Die eine Hälfte des Himmelsgewölbes ist dabei ganz klar und sternhell; über der andern ruht eine Wolke, und am Rand und in den verschiedenen Theilen der Wolke geschehen Lichtexplosionen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Feuerkugeln erscheinen und springen in keilartigen Strahlen nach mehreren Seiten aus, andere flammen und knistern, wie brennbare Stoffe, die schnell verbrennen; es öffnen sich Schlünde von hübschen, farbigen Flammen, die da und dorthin fliegen, und der Rand der Wolke, der grau und leicht erscheint, schickt unaufhörlich flammende Spieße und Raketen aus; weiter unten am Horizont, wo der Himmel mit dem Ocean zerschmilzt, wird er von langen, sanften Blitzen erhellt; — mit einem Wort, es ist eine himmlische Feuerwerkerei, die immer neu, überraschend und für mich ganz entzückend ist. Ein paar Mal haben wir auch prächtige Donnerwetter gehabt, wo die

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/165&oldid=- (Version vom 4.8.2020)