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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

in der Union können sich satt daran essen. Eddy ist glücklich im Grünen mit einem ganzen Schwarm kleiner Kaninchen, und Baby steht mit seinem goldgelockten Köpfchen im Garten und freut sich, wenn Schmetterlinge kommen und sich darauf setzen in der Meinung, daß es eine Blume sei. Der holde Junge ist indeß noch schwächlich, und die Eltern gehen seinetwegen viel an den Meeresstrand.

Ich fand Marcus und Rebekka, wie auch mehrere andere Freunde dahier, betrübt über das neue Gesetz in Betreff geflüchteter Sklaven, das diesen Unglücklichen alle Sicherheit im Land der Vereinigten Staaten raubt. Bereits sind alle Sklavenfänger aus den südlichen Staaten in Bewegung, und Tausende von ehemaligen Sclaven verlassen jetzt ihre Freistätte in den nördlichen Staaten und fliehen nach Canada hinauf oder übers Meer nach England. Erst neuerdings wurde ein entlaufener Sklave in Boston aufgefangen und in die Sklaverei zurückgeführt. Das Volk war in großer Gährung, leistete aber keinen offenen Widerstand. Das Gesetz befahl, und man gehorchte. Aber die Glocken in Boston läuteten wie bei einem Begräbniß. Wie theile ich die Gefühle meiner Freunde über diese Schmach ihres Landes, daß es jetzt kein Stückchen Erde geben soll, das man ein Asyl der Freiheit nennen könnte! Sie sind erbittert, nicht über den Süden, sondern über denjenigen Theil der Bevölkerung des Nordens, der aus Mammons-Interesse oder Baumwollen-Interesse, wie die Phrase lautet, sein edelstes Recht vergibt. Der Süden kämpft für ein alt vererbtes Recht; der Norden hat keine solche Entschuldigung.

Ich verstehe und liebe die Geneigtheit meiner Freunde viel aufzuopfern und viel zu leiden, um dieses unglückselige Sklavereiverhältniß verändern zu können; aber ich kann ihre Ansichten in der Frage nicht

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/198&oldid=- (Version vom 23.9.2020)