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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

des Bodens und von da aus zog sich die Prärie sanft wogend gegen den Horizont hinab. Da und dort in diesem Raum erhoben sich kleine Blockhäuser. Sie glichen kleinen Vogelnestern, die auf dem Ocean schwimmen. Da und dort hatte man auch Heu gemäht. Es sah aus wie Kinderversuche und Kinderspiele. Die sonnbeglänzte Erde lag hier noch in ihrer ursprünglichen Größe und Pracht, unbezwungen von Menschenhänden, mit ihren Blumen bedeckt, beobachtet, bewacht allein von der Sonne Auge. Und die Sonnenblumen nickten und winkten leuchtend im Wind, als wollten sie Millionen von Wesen zum Festmahl am reichen Tische der Erde einladen. Für mich war es ein Lichtfest. Es war ein wahrhaft großer und herrlicher Anblick, für mich ungewöhnlicher und belebender, als selbst der Niagara.

Der braune Jäger, ein Mann von wenig Worten, aber sichtlich starken Gefühlen, stützte sich auf seine Büchse und sagte langsam: „Hier stehe ich oft ganze Stunden und blicke in die Schöpfung hinein …“ Wohl mag er das thun! Diese Landschaft gleicht einer Extase des Naturlebens. Sie badet im Licht, sie ruht glückselig im Schooß des Lichts. Die Sonnenblumen lobsingen der Sonne.

Ich ging in dem Hain umher und pflückte Blumen. Die Astern reichen mir über den Kopf. Beinah alle Blumen, die jetzt die Prärie bedecken, gehören dem gleichen Geschlecht an, und unter ihnen sind die Solidagos und Helianthen die überwiegenden. Jeden Monat sollen sich die Prärien mit verschiedenen Blumenarten bedecken, im Frühling mit weißen, sodann mit blauen, jetzt meistens mit gelben. Wir blieben den ganzen Tag außen in der Prärie, bis wir die Sonne in ihr Bett von Sonnenblumen untersinken sahen.

Den Tag über besuchten wir eines der Blockhäuser

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/256&oldid=- (Version vom 12.12.2020)