Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band.djvu/262

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Beinahe alle gingen als Farmer unter, aber einige halfen sich und ihren Familien dadurch auf, daß sie zu Handwerken griffen, und sich als Schuhmacher und Schneider einen Verdienst verschafften, den sie durch Ackerbau nicht zu gewinnen vermochten. Es gereicht ihnen zur Ehre, daß sie in ihrer tiefen Noth redlich arbeiteten und mit geduldigem Muth viel ertrugen, ohne zu klagen, und daß es ihnen gelungen ist sich emporzuarbeiten. Sie wurden auch von der Bevölkerung des Landes, als man ihre Lage erfuhr, nicht im Stich gelassen. Margaret Fuller (später Marquise Ossoli) machte eine Reise in die westlichen Staaten in Begleitung von Mrs. Clarke, der Mutter der riesigen Söhne. Der Zufall führte sie zu den Kolonisten am Pine Lake. Der Kapitän Schneidau saß da auf seinem Krankenbett mit einem schweren Beinschaden, den er seit mehreren Monaten hatte. Seine schöne junge Frau hatte während des strengen Winters die gröbsten Geschäfte besorgen müssen und ihr erstes Kind im Bett erfrieren gesehen, in der Stube, wo Schnee und Regen hereinstöberten. Und sie waren mitten in der Wildniß allein. Sie hatten keine Mittel sich Hülfe anzuschaffen, die in diesen Gegenden so unendlich theuer war. Die Magd, die sie kurze Zeit gehabt, hatte sie verlassen, und ihre Nachbarn waren auf lange Zeit fort, oder selbst von ähnlicher Noth darniedergedrückt. Da kamen die zwei Damen von Boston.

M. Fuller schildert den Besuch in ihrem „Sommer an den Seen“ mit folgenden Worten:

„Im innern Zimmer saß der Herr des Hauses; er hatte lange Zeit da gesessen, denn er hatte an Bord des Schiffes, das ihn hieher brachte, seinen Fuß beschädigt, und er mußte seine Felder durch Fremde bestellen lassen. Seine schöne junge Frau war seine einzige Pflegerin und Wärterin, wie sie auch dem ganzen Hofe vorstand. Wie gut sie diese für sie ungewohnten

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/262&oldid=- (Version vom 12.12.2020)