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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Geschäfte besorgte, sah man an den Gegenständen ihrer Vorsorge. Alles zum Hause Gehörige war, obschon grob und dürftig, doch auf die netteste Weise geordnet. Der Invalide, der in einem unbequemen Holzstuhl saß (sie hatte Niemand dazu bringen können, ihr einen bequemern aus der Stadt zu holen) sah so elegant und wohlgekleidet aus, als würde seine Toilette von einem herzoglichen Kammerdiener besorgt. Er war von nordischem Blut, mit großen, hellen, blauen Augen, ruhigen Gesichtszügen, in seiner Miene eine Mischung von Militär, Student und Weltmann. Er kontrastirte stark, aber auf angenehme Weise mit seiner Frau, deren warmer Teint und dunkles, weiches Auge von der Abkunft aus einem Land zeugte, das mit der Sonne besser bekannt ist. Er sah aus, als könnte er noch lange Zeit geduldig da sitzen und den Augenblick seiner Erlösung abwarten; sie sah aus, als könnte sie Alles um der Liebe willen ertragen, aber als müßte sie die ganze Schwere jedes einzelnen Augenblickes fühlen.“

„Als wir ein Album mit Gemälden und Versen sahen, die von einem Kreis anhänglicher und fein gebildeter Freunde zeugten, welche sie im Vaterland zurückgelassen, so konnten wir nicht umhin uns zu sagen, daß die junge Frau hier eine Schwester und der Mann einen Freund bedürfen mußte, um ihre Einsamkeit durch den Umgang mit gleichgestimmten Seelen zu beleben …“

„Ich habe für diese Ausländer ganz andere Gefühle, als für eingeborene Amerikaner. Die amerikanischen Männer und Frauen verdienen keine Entschuldigung, wenn sie ihre Kinder nicht so erziehen, daß sie mit den Widerwärtigkeiten des Lebens kämpfen können. Es ist die Bestimmung unseres Sternes, daß hier, gleich wie alle Menschen frei und gleich sind, alle auch den Prüfungen des freien Lebens gewachsen sein, und

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/263&oldid=- (Version vom 12.12.2020)