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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

vermöge, und sie freue sich ihnen diese Zukunft mit dem Opfer ihres Lebens erkauft zu haben; sie freue sich vor der Zeit ins Grab hinabzugehen, und dort ihre Krücken niederlegen zu dürfen.

Diese Kinder, vier Söhne und vier Töchter, (die zwei jüngsten Mädchen hier geboren und noch Kinder) waren alle hübsch, einige von ihnen ausgezeichnet schön, besonders die zwei jüngsten Söhne, Knut und Sten. Sten ruderte mich in einem Eichstamm an den Ufern des schönen Sees umher. Er war ein schöner, schlanker Junge von achtzehn Jahren, und wenn er so in weißen Hemdärmeln, mit blauseidener Weste, mit den klaren, dunkelblauen Augen, dem reinen, guten Ausdruck in dem jugendfrischen Gesicht dasaß, war er wirklich das Ideal eines idyllischen Hirten. (Die Schwestern rühmten mir, als wir allein waren, Knut und Sten als so seelengute, herzliche Jungen, die alles für sie und das Haus thun).

Wir fuhren an den laubreichen Ufern hin, die sich mit der herbstlich schönen Farbe in dem spiegelklaren See spiegelten. Hier auf einer hohen, hinausragenden Spitze, von glänzenden Laubmassen bedeckt, sollte „Neu Upsala“ stehen; so meinten Unonius und seine Freunde, als er zuerst nach der wilden Gegend kam und von ihrer Schönheit entzückt wurde. Ach, der wilde Boden wollte Upsalas Söhne nicht tragen. Ich sah die öden Häuser, wo Unonius und Schneidau vergebens mit der Noth kämpften und zu leben versuchten.

Aber die Gegend — sie war lieblich und schön; schwedisch schön, denn dunkle Fichten standen unter den Laubbäumen, und der Wald reichte bis zum See herab, wie bei unseren Seen, wo der Wassernix im Nordlicht sitzt, Harfen spielt und unter dem grünen Gewölbe singt. Die Sonne ging unter. Es war ein nordisches Schauspiel auch in der Beziehung, daß es kalt war, und der Sonnenuntergang nicht den in Amerika gewöhnlichen glühenden Farbenglanz hatte.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/278&oldid=- (Version vom 12.12.2020)