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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

lebte 15 Jahre unter den Huronen, sie auf Christus taufend und friedliche Gewerbe lehrend. Liebevolle Handlungen, harte Selbstkasteiungen, Gebete bis tief in die Nacht hinein – das war sein Leben. Dabei wuchs blos seine Liebe zu dem Herrn, dem er diente, sein Durst nach Leiden im Dienst desselben. Er sehnte sich darnach, wie Andre sich nach Wollüsten des Lebens sehnen. Er that ein Gelübde, niemals der Gelegenheit zum Märtyrerthum auszuweichen, den Todesstreich nicht ohne Freude zu empfangen.

Ein solcher Glaube mußte Berge versetzen. Er that noch mehr, er versetzte Jesu Liebesleben in die Herzen blutdürstiger Wilden. Der große Krieger Ahasistari sagte:

„Ehe ihr in dieses Land kamt, wo ich zuweilen großen Gefahren entgegenging, habe ich zu mir gesagt: irgend ein mächtiger Geist wacht über meinem Leben!“ Und er bekannte seinen Glauben an Jesum, als den guten Geist, an den er bisher unbewußt geglaubt hatte. Und nachdem er die Taufe empfangen hatte, sagte er zu einem Trupp neugetaufter Indianer: laßt uns die ganze Welt durchsuchen, um Jesu Lehre zu empfangen.

Weiter und weiter drangen die Missionäre gegen Westen. Sie hörten da von großen kriegerischen Indianerstämmen sprechen, von den mächtigen Sioux, die an dem großen Fluß Messipi wohnten, von den Stämmen Erie und Chippewas und Pottowatomis u. s. w., die an großen Binnenseen lebten. Die Gefahren, die Mühen, die Wildnisse, die Wilden, Alles stand drohend ihnen entgegen und zog sie nur um so mehr an.

Feindselige Stämme überfielen den Stamm, der sie begleitete. Die wilden Mohawks nahmen den Missionär Jogues und mit ihm den edeln Häuptling Ahasistari gefangen. Ahasistari hätte sich verbergen können, aber als er Jogues gefangen sah, trat er zu ihm

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/316&oldid=- (Version vom 14.2.2021)