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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

Prärienland, ein Land für viele Millionen Menschen; Amerikaner werden auf diesen Höhen schöne gastfreie Häuser erbauen, werden hier arbeiten, beten, lieben, genießen. Eine veredelte Menschheit wird auf diesen Höhen wohnen.

Unten im Fluß, zu den Füßen der Bergriesen, wurden die grünen Inselchen immer zahlreicher; alle hatten denselben Charakter, alle waren liebliche Oasen, umschlungen von Weinranken. Die wilden Trauben sind klein und sauer; aber man sagt, sie werden nach der Kälte süß. Es ist merkwürdig, wie hübsch überall in Amerika die Weinrebe ist. Amerika ist ein wahres Weinland. Ich sah hier die Prophezeiung von der Zeit und dem Land, „wo man in gutem Frieden unter seinem eigenen Weinstock sitzen, wo Wolf und Lamm zusammen spielen werden,“ und wo die Wüste wie eine Lilie blühen wird – Alles im Namen des Friedensfürsten.

Diese Höhen haben ungeachtet ihrer Verschiedenheit in den Formen und den Felsruinen, die sie tragen, eine Aehnlichkeit: sie sind beinahe alle von derselben Höhe und übersteigen nicht 8–900 Fuß; gute Republikaner alle zusammen.

Gestern Abend just beim Sonnenuntergang sah ich die erste Spur der Indianer in einem indianischen Grab. Es war ein kistenartig runder Sarg, auf ein Paar Bretter gelegt, die, von vier Stützen unter einem herbstgelben Baum getragen wurden. So setzen die Indianer ihre Todten bei, bis alles Fleisch von den Beinen verwest ist; dann begraben sie diese in der Erde oder in Löchern, unter Ceremonien, Tänzen und Gesängen. Ein Sarg unter dem herbstgelben Baum, in der blassen Abendsonne war also das erste Zeichen, was ich von diesem armen, absterbenden Volke gewahr wurde.

Bald darauf sah ich indianische Hütten an den

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/329&oldid=- (Version vom 14.2.2021)