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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

beschatteten Augen läßt sich nicht beschreiben, ebenso wenig der Glanz, die hübsche Heiterkeit des Lächelns, das zuweilen das Gesicht wie ein Blitz durchstrahlte und die schönsten weißen Zähne sehen ließ. Sie war für eine Indianerin ungewöhnlich hellfarbig. Die Wangenknochen waren etwas hervorstehend, was ihrem Gesicht etwas zu viel Breite gab, aber ihr Profil war vollendet schön. Sie war ganz jung, und erst seit zwei Jahren mit einem tapfern jungen Krieger verheirathet, der sie, wie man mir sagte, so liebte, daß er ihr keine andere Frau an die Seite stellte und ihr nicht erlaubte, irgend eine schwere Last zu tragen, sondern immer Pferde anschaffte, wenn sie zur Stadt mußte. Sie hieß Mochpedaga Wen, oder Federwolken-Frau. Ein junges indianisches Mädchen, das mit ihr kam, war mehr bemalt, aber viel weniger schön, und hatte die schwerfälligen Züge und den schwerfälligen Ausdruck, welcher die Indianerinnen wenigstens von diesem Stamm gewöhnlich kennzeichnet.

Ich zeichnete die Federwolkenfrau in ihrem Brautschmuck. Sie war verschämt und sah beständig abwärts. Mit einem Vergnügen, in das sich Rührung mischte, versenkte ich mich in die Mysterien dieses Gesichts. Eine ganze nächtliche Welt lag in diesen Augen, deren dunkle Wimpern einen tiefen Schatten über die Wangen unter dem Auge verbreiteten. Diese Augen blickten träumerisch still, ohne Wunsch, aber ohne Freude, ohne Zukunft in die Tiefe hinab. Der Sonnenschein im Lächeln war wie der Sonnenschein an einem trüben Tag. Die Federwolke hatte kein Licht in sich. Sie wurde von außen beleuchtet und blos für einen Augenblick schön gefärbt.

Nach diesem milden und schönen, aber melancholischen Bild, präsentire ich Dir den täpfern jungen Krieger „Skouka-Skaw“ oder „weißen Hund,“ den

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/355&oldid=- (Version vom 14.2.2021)