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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

daß sie die Popularität bei ihrem Stamm verlieren möchten.

Solcher Art sind mit wenig Abweichungen die Sitten und Gebräuche bei allen Indianerstämmen Nordamerikas, diejenigen ausgenommen, welche das Christenthum und die Civilisation angenommen haben.

Man hat über die Herkunft dieser Völker viel geschwatzt, gemuthmaßt, gedacht und geschrieben. Und man scheint bei der Ansicht stehen geblieben zu sein, daß sie von der mongolischen Race in dem nördlichen Theil Asiens stammen, weil sie mit dieser noch heutigen Tags schlagende Aehnlichkeit in Bezug auf ihr Aussehen und ihre Lebensart haben; Asien und Amerika sind auch im Norden so nah vereinigt, daß eine Fahrt von dem einen Welttheil zu dem andern kein unglaubliches Unternehmen für kühne Küstenfahrer zu sein scheint.

Die Peruaner in Südamerika, und die edeln Atzeken, die dort eine große, wenn auch nur kurze Gewalt besaßen, und deren edelste Regenten Worte gesprochen haben, so weise und poesiereich, wie die des Königs Salomo, — diese Indianer und diejenigen, deren verödete Städte neuerdinge in Central-Amerika entdeckt worden sind, stammten vermuthlich von einer höheren Race, als die Urvölker Nordamerikas, und ihre Ueberbleibsel, sowie daß, was man von ihren Sitten weiß, deuten auf Verwandtschaft mit Asiens edelsten Völkerstämmen.

Die Eiferer für die Lehre, daß alle Menschen von einem einzigen Menschenpaar stammen, welches sie nach Asien versetzen, geben sich Mühe, alle möglichen Wege für die Auswanderung der verschiedenen Völker aus dem Mutterland aufzusuchen. Ich begreife nicht, warum nicht jeder Welttheil ein Mutterland für den Menschen sein konnte. Dieselben Naturkräfte und dieselbe Schöpferkraft mußte auf mehr als einem Punkt ein Menschenpaar

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/366&oldid=- (Version vom 14.2.2021)