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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

diese Menschen haben 10 Jahre lang hart darauf gearbeitet. Während dieser Zeit haben sie weder Menschen noch Vieh etwas zu Leide gethan. Sie sind stets bereit gewesen Böses mit Gutem zu vergelten. Sie sind ein Segen für die ganze Nachbarschaft; es wäre Sünde und Schande auf ihre Felder zu bieten. Ueberlaßt sie ihnen zum Regierungspreis.“

„Die Stunde des Verkaufs kam. Die Bebauer des Landes boten 5/4 Dollars und beabsichtigten nöthigenfalls höher zu steigern. Aber in diesem ganzen Haufen selbstsüchtiger wilder Spekulanten fand sich nicht ein Einziger, der sie überbot. Ohne eine einzige Stimme des Widerspruchs wurden die guten Ländereien ihnen überlassen.

„Ich lauschte mit Entzücken dem Wüstenbebauer, während er seine Philosophie allgemeiner Menschenliebe entwickelte.

„Was würdet Ihr thun,“ sagte ich, „wenn ein fauler diebischer Landstreicher unter Euch käme, wenn er dazubleiben verlangte und gleichwohl nicht arbeiten wollte?“ — „Wir würden ihm Nahrung geben, wenn er hungrig wäre, ein Obdach, wenn er fröre, und würden ihn stets als einen Bruder behandeln.“ — „Würde eine solche Handlungsweise nicht mehrere solche Bursche verlocken, zu Euch zu kommen? Wie könntet Ihr es vermeiden, von ihnen überlaufen zu werden?“ — „Solche Leute würden sich entweder verändern, oder nicht bei uns bleiben. Wir würden niemals ein unfreundliches Wort zu ihnen sagen, würden ihnen niemals das Nöthige verweigern, aber wir würden sie mit tiefer Wehmuth betrachten, so wie wir einen verbrecherischen aber geliebten Bruder ansehen würden. Dieß ist für eine Menschenseele härter zu ertragen, als Peitschenhiebe und Gefängniß. Sie würden es nicht aushalten. Es würde sie entweder erweichen oder forttreiben.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/398&oldid=- (Version vom 20.8.2021)