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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

das Bild an, ich betrachtete es, bis mein Herz von Wärme und meine Augen von Thränen schwollen. Ich weinte vor diesem neuen Schönheitsideal nicht blos, weil ich ihm selbst so ferne stand, nein, vor Bewunderung, vor Freude, vor Hoffnung, im Gefühl, daß ich hier die Frau der neuen Welt sehe, die Galathea, die jetzt im Marmor schläft, die aber dereinst durch den Anhauch der Gottheit Leben empfangen wird. Und habe ich nicht bereits bei einigen Frauen des Landes ihre Züge, ihr Leben gesehen? Ich sehe sie und nenne geliebte Namen! …

Ich werde hinfort diese Züge, diesen Ausdruck im Gesichte aller jungen Frauen suchen; sie werden mir lieb, sie werden mir theuer oder gleichgültig sein, je nachdem sie sich dem Bild der Galathea der neuen Welt mehr oder weniger nähern.

Abbilder von diesem Bilde sollten sich in jedem amerikanischen Hause vorfinden, und jedes junge Mädchen sollte unter Anschauung desselben aufwachsen, wie Hawthornes Jüngling unter Anschauung des großen steinernen Gesichtes aufwuchs, bis er eins wurde mit seiner Schönheit.




Habe ich Dir gesagt, daß ich hier in der Weinregion Nordamerikas lebe? Die Weinrebe, die überall in Nordamerika üppig wild wächst, ist auf den Höhen des schönen Ohioflusses mit großer Sorgfalt gepflegt worden, hauptsächlich von Mr. Longworth, und man fabricirt hier amerikanischen Xeres und Champagner. Die Cathawba- und Isabellatrauben sind die vornehmsten der im Lande gezogenen Trauben-Arten. Aber

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 485. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/503&oldid=- (Version vom 20.8.2021)