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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

so lange diese Institution besteht. Und das ist meine Ueberzeugung, daß sie bald die Streit- und Lebensfrage (the question) in der amerikanischen Union sein wird.

„Auch jetzt macht sich ein Mann kein Gewissen daraus, einen Neger über den Haufen zu schießen, den er im Verdacht hat, daß er auf der Flucht begriffen sei, und das Gesetz schweigt zu allen solchen Gewaltthaten. Ich habe mehrere Sklaven durch Schüsse, die unter solchen Umständen auf sie abgefeuert wurden, schwer zugerichtet, aber nur einen einzigen getödtet gesehen.

„Ein wahrhaft wahnsinniger Jähzorn in Behandlung der Sklaven gehört zur Tagesordnung.

„Das Gesetz ist für den Sklaven keine Wohlthat, es gewährt ihm keinen wirklichen, sondern nur einen nominellen Schutz. Der Sklave hängt gänzlich von dem Herrn ab. Die Richter drücken die Augen zu, so lange sie können, und die Neger dürfen vor Gericht nicht zeugen.

„Man spricht von einer öffentlichen Meinung. Aber die öffentliche Meinung dahier wird meistentheils noch immer blos von Demagogen fabrizirt und das Baumwolleninteresse ist ihr einziges Gewissen. Mancher sieht das Uebel und grämt sich darüber, schweigt aber aus Furcht, er möchte sich in Widerwärtigkeiten verwickeln.

„Die Feste der Sklaven sind größtentheils bloße Fabeln. Auf einigen Plantagen läßt man sie an Weihnachten tanzen, wenn nämlich die Baumwolle gepflückt und der Zucker gemahlen ist. Aber wenn die Ernte spät ist, wie z. B. heuer, so wird das Fest ins Unendliche hinausgeschoben. Und meistens wird gar nichts daraus. Ist die Ernte gut und die Arbeit verrichtet, so gestattet man den Sklaven hie und da einen Tanz.

„Bisher war auf den Pflanzungen in Louisiana ein religiöser Unterricht für die Sklaven nicht gestattet

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/527&oldid=- (Version vom 20.8.2021)