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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

entbehren) nur als Strafe für Diebstahl oder Schlägereien angewandt. Um zur Arbeit zu treiben, bedarf es ihrer nicht.

„Ich bin überzeugt, daß die Sklaven zu freien Dienern gemacht werden könnten und dann eben so gut arbeiten würden. Alle Gefahren, die man von einer Emancipation vorspiegelt, sind nach meinem Dafürhalten nur Hirngespinnste. Wenn die Emancipation stufenweise und mit Verstand vorgenommen würde, so könnte sie ohne Gefahren und Schwierigkeiten vor sich gehen. Einige Personen und besonders die Herren Macdonough und Henderson haben mit ihren Sklaven Experimente gemacht, die es aufs deutlichste beweisen.

„Erziehung und eine damit verbundene Aussicht auf Befreiung würden das rechte Mittel sein. Aber Vieles muß sich hier verändern, bevor ein solcher Gedanke allgemein wird … Ich habe Geistliche gekannt, welche die grausamsten Sklavenhalter waren.

„Und wollte ich eröffnen, was ich in diesen Staaten gesehen habe was, wie ich genau weiß, hier geschehen ist und noch immer geschieht; ich sage Ihnen, allen rechtlich denkenden Menschen müßten die Haare zu Berge stehen.

„Die Erzählungen geflüchteter Sklaven, wovon ich einige gelesen habe, sind nicht immer glaubwürdig; ich sehe oft, daß sie dazu lügen. Aber es bedarf keiner Beigabe der Fantasie, um den Zustand des Sklaven als entsetzlich erscheinen zu lassen. Die Wirklichkeit ist schlimmer als jede Dichtung. Und wäre ich Sklave, so würde ich, o ich würde gewiß in den Fluß springen und meinem Leben ein Ende machen.“

Diese Worte und die mitfolgenden Erzählungen von den Abscheulichkeiten, die an diesen Ufern vorgefallen sind und noch täglich vorfallen, mischten sich wie ein giftiger Wind in die sommerlauen Lüfte, die mich

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/529&oldid=- (Version vom 20.8.2021)