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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

des Handels beschönigen konnten. Ich zürnte mir selbst, daß ich, um mich zu schonen, eine Weile vor den nothwendigen Folgen der Sklaverei-Institution die Augen hatte verschließen wollen. Ja, ich hätte das Alles wissen müssen. Aber ich dachte nicht, daß es noch immer so sein könnte.

Georgien und Carolina haben indeß den Sklaven das Licht des Christenthums zukommen lassen. In Georgien und Carolina hatte ich die Kinder Afrikas in endlose Jubelhymnen auf ihren Erlöser ausbrechen gehört! …

Aber hier im schönen Süden des Missisippithales, hier ist Schlimmeres als Heidenthum! …

Missisippi, Du große Sündfluth, jetzt kenne ich Deine Geschichte zu Ende!

Aber mitten in ihrem dunkelsten Kreis habe ich dennoch das Gewissen des Südens in einem reinen Auge, in einem warmen und redlichen Herzen klar zum Himmel aufblicken gesehen; und dieß ist mein Trost und meine Hoffnung. Das Sonnenlicht über dem Missisippi ist nicht eitel Lüge.

„Und es war finster auf der Tiefe und der Geist Gottes schwebete auf dem Wasser.“

Den 23. Dezember. Auf dem Missisippi. 

Wir sind an Baton rouge — so heißt die auf einer Anhöhe am rechten Ufer des Missisippi gelegene politische Hauptstadt Louisianas — vorbeigefahren. Ein schönes Kapitol beherrscht die kleine Stadt und ein stattliches, neuerdings aufgebautes Staatsgefängniß steht mit seinem Fuße in den Wogen des Sündenflusses.

Der Missisippi ist sehr breit. Es sind Sandbänke

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 513. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/531&oldid=- (Version vom 20.8.2021)