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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band

gerathen werden. Aber dieser wird wohl gütlich ablaufen, denn er ist offenbar ein guter Swedenborgianer.

Man tanzte in dem großen Salon. Ein schönes, offenbar lungensüchtiges Mädchen walzte mit einer Leidenschaft, als wollte sie sich zu todt tanzen, und ihr Cavalier und Galan half ihr getreulich dazu. Ich war nicht vergnügt. Ich dachte an die Weihnacht in Schweden und an die Heimath. Hier versteht man sich nicht auf die Weihnacht, aber in Schweden verstehen wir dieses Fest.

Ich war am Christtag in der Kirche, einer hübschen Kirche, deren dunkelfarbige Glasfenster alles Licht wegnahmen; ich hörte eine trockene seelenlose Predigt, die mich ganz und gar nicht erbaute, und Neu-Orleans erschien mir als eine trockene langweilige Stadt. Ich dachte an die Weihnachtsmesse in unserer ländlichen Kirche, an die Schlittenfahrt dahin in der Morgendämmerung durch den Tannenwald in dem frischen Schnee, an die Waldhäuschen mit den flammenden Weihnachtslichtern, an den Zug kleiner Bauernschlitten mit lustigem Schellengeklingel; an die schöne einfache Kirche im dunkeln Hintergrund des Waldes, an die aus allen ihren Fenstern strahlenden Lichter, an den heitern Anblick des Lichtes und Volkes darin; an das gemüthliche Landvolk in seinen warmen Kleidern; ich sah den Reichstagsmann in Thyresta in seinem Wolfspelz durch die Kirchenthüre treten. Ich sah die Kinder mit leuchtenden Blicken, ich hörte den kräftigen lebensvollen Gesang.

„Gruß Dir, Du schöne Morgenstund.“

Ich sang ihn aus vollem Herzen mit. Ja, das war Weihnachtsleben und Weihnachtsfreude! …

In Neu-Orleans ist Weihnacht keine Weihnacht; ich meinte in einem heidnischen Lande zu sein.

Am Christtagabend unterhielt ich mich sehr angenehm

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 518. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/536&oldid=- (Version vom 20.8.2021)